Nadia Ghulam wurde 1985 in der afghanischen Hauptstadt Kabul geboren. Als Kind einer angesehenen Familie begann ihr Leben in relativem Wohlstand und in Sicherheit. Doch der Krieg kostete die Familie nicht nur ihre Sicherheit und ihren Besitz, sondern auch das Leben des Sohnes Zelmai. Tochter Nadia fiel nach einem Bombenangriff, der ihr Gesicht entstellte, für mehrere Monate ins Koma und überlebte nur knapp. All das sorgte dafür, dass der Vater der Familie durch die psychische Belastung als Ernährer der Familie ausfiel. Der Mutter wurde jegliche Arbeit außerhalb des eigenen Haushalts durch die damals herrschenden Taliban untersagt. Um den eigenen Hunger und den ihrer jüngeren Geschwister zu lindern, sah Nadia nach dem Erwachen aus dem Koma nur eine Chance – sie musste sich als Junge ausgeben, um Geld für die Familie verdienen zu können.
In ihrem Buch schildert die heute in Spanien lebende Afghanin das Leben in ihrer alten Heimat und die Schwierigkeiten des Alltags, mit denen sie konfrontiert wurde. Und als wären Krieg und Hunger nicht schon Belastung genug, musste Nadia Ghulam so auch noch Tag und Nacht aufpassen, nicht als junge Frau enttarnt zu werden. Das ganze Jahr über in dicke Kleidung eingewickelt, stets auf Abstand zu ihren Mitmenschen bedacht und in Sorge, jemand könne ihr auf die Schliche kommen, gelang es ihr in der Identität ihres verstorbenen Bruders zumindest notdürftig über die Runden zu kommen. Doch Eifersucht, Neid und auch ihr spezielles Äußeres machten jeden einzelnen Tag zu einem existenziellen Risiko. Als Hirte, Koch und Inhaber einer kleinen Fahrradwerkstatt versuchte Nadia über die Runden zu kommen. Zugleich war ihr klar geworden, dass sie die Chance auf Bildung nutzen musste, wenn sie jemals wieder als Frau leben wollte. Erscheinen ist das bewegende Buch (ISBN 978-3-5703-1378-7) zum Preis von 10,00 Euro im cbj-Verlag.
(SMC)