„Sagt dem amerikanischen Volk die Wahrheit“, appelliert James Comey in seinem aktuellen Buch an die Leser. Das Buch beschreibt die unabhängige Justiz als ein wichtiges Fundament der Demokratie und warnt eindringlich davor, partei-politische Interessen Einfluss auf diese nehmen zu lassen. Genau das wirft Comey dem abgewählten amerikanischen Präsidenten Donald Trump vor, der sein Amt mehrfach nutzte, um Ermittlungen und Verfahren in seinem Sinne zu beeinflussen.
In seinem spannend geschriebenen Buch erzählt der Autor von seiner Karriere, seiner Familie und in erster Linie von den Prinzipien der amerikanischen Justiz. So hat ein Staatsanwalt nicht das Ziel, jeweils die Höchststrafe zu erreichen, sondern vor allem an vollständiger Aufklärung und Wahrheitsfindung. An mehreren Beispielen erklärt Comey, wie er zu Beginn seiner Karriere bei Gerichtsprozessen gegen die Mafia oder andere Kriminelle auch für die Verdächtigen vorteilhafte Teile der Wahrheit offenlegte und wie wichtig zugleich die Unabhängigkeit der in der Justiz handelnden Personen ist. Nicht umsonst, werden Bundesrichter in den USA auf Lebenszeit ernannt, um für eine möglichst vollständige wirtschaftliche und politische Freiheit zu sorgen. Das schafft parteiübergreifend Vertrauen in der Bevölkerung.
Dieses Reservoir an Vertrauen sieht Comey als beschädigt an. Beginnend mit Barack Obama, der zum Schluss kam, dass seiner damaligen Außenministerin Clinton trotz der Nutzung eines privaten Mailaccounts für vertrauliche E-Mails, keinen justiziablen Fehler begangen habe über zahlreiche Aktivitäten von Donald Trump und seinen Unterstützern reichen die Beispiele, was in den letzten Jahren schief gelaufen ist. Explizit geht Comey auf den Bericht des Sonderermittlers Müller über die russische Einmischung in den amerikanischen Wahlkampf und auch seine Meinungsverschiedenheiten mit dem Justizminister über Ermittlungen gegen Trump-Vertraute ein. Auf der anderen Seite beschreibt Comey, wie wichtig für das Vertrauen der Bevölkerung es ist, auch bei eigenen Fehlern mit offenen Karten zu spielen und stets ergebnisoffen und ohne Ansehen der Person zu ermitteln. Das Buch, eine gelungene Mischung aus persönlichen Einblicken in das Leben des Autors und in die Seele der amerikanischen Gesellschaft, endet versöhnlich. Es ist Zeit, an den Wiederaufbau des Vertrauens zu gehen. Erschienen ist „Nichts als die Wahrheit“ (ISBN 978-3-4262-7855-0) zum Preis von 20,00 Euro im Droemer-Verlag.
(SMC)