Manchmal öffnet die Geschichte für kurze Zeit ein Fenster, in denen Dinge möglich sind, die davon und danach unmöglich sind. So auch die touristischen Reisen ins nordafrikanische Libyen, die Autor Karl Plepelits aus dem Blickwinkel des Reiseleiters Peter erzählt. Der begleitet Reisegruppen aus Tirol in den Jahren 2004 – 2006 zu den archäologischen Schätzen des Landes. Doch das Buch erzählt nicht nur über die Besonderheiten und Schätze des Landes, sondern auch über die Irrungen und Wirrungen im Leben des Reiseleiters. Der sieht sich nicht nur den selbst in Friedenszeiten chaotischen Bedingungen in seinem Reiseland ausgesetzt, sondern auch den Risiken eines unsteten Liebeslebens.
Schlechte Träume von drei Hexen, wohl der Literatur entliehen, bringen Reiseleiter Peter um erholsamen Schlaf im Flugzeug. Doch die eigentliche Herausforderung für den „lustigen Tiroler“ beginnt erst vor Ort. Die Koffer der Gäste werden nach Alkohol durchsucht. Die Mikrofonanlage im Bus funktioniert kaum. Und der örtliche Guide ist immer dann verschwunden, wenn Peter ihn besonders dringend braucht. In gewisser Weise stecken in dem Buch drei Geschichten. Der Erlebnisbericht eines westeuropäischen Reiseführers, der sich über die teils seltsamen Eigenheiten des Gastlandes wundert. Die Beschreibung von besonderen Sehenswürdigkeiten und ihre Einordnung in Geschichte und Kultur des Landes. Und eine verworrene Liebesgeschichte, die Reiseleiter Peter zu immer neuen Affären und Seitensprüngen verleitet.
Ein Bruderschaftskuss? Eine gemeinsame Nacht im letzten freien Doppelzimmer? Die Erinnerung an eine vielleicht schon verflossene Liebe. Die Qual der Wahl, weil ihm zwei Frauen aus derselben Reisegruppe schöne Augen machen? Peter lässt nichts anbrennen und riskiert dabei nicht nur seinen guten Ruf in der Reisegruppe, sondern auch emotionale Verletzungen seiner Partnerinnen. Autor Karl Plepelits hat ein unterhaltsames Buch geschrieben, dass einen Einblick in das nun seit mehr als zehn Jahren unerreichbare Libyen bietet. Es ist in der Druckfassung für 12 Euro im Iatros-Verlag erschienen – und heute, Jahre später, ein interessanter Blick zurück in eine Welt, die es nicht mehr gibt.
(SMC)