Wer hätte bei der Deutschlandpremiere am 24. Oktober 1994 in der Dortmunder Westfalenhalle ahnen können, dass die Konzertserie auch in Deutschland so erfolgreich sein würde? Mittlerweile 400 Shows in verschiedenen deutschen Städten und eine Fangemeinde, die sich die nächste Night of the Proms schon in den Kalender schreibt, wenn der Vorhang der aktuellen Show gerade erst gefallen ist, gehören zur Erfolgsbilanz der „Night of the Proms“ aus drei Jahrzehnten. Zu den bewährten Konstanten des Abends gehören das Antwerp Philharmonic Orchestra und der Chor Fine Fleur.
Der Abend in Oberhausen – moderiert von Markus Othmer – beginnt mit „Leichte Kavallerie“. Das Orchester unter Leitung von Alexandra Arrieche spielt das klassische Stück und bringt das Publikum zum Mitklatschen. Aus den Reihen des Orchesters stammt der erste Solist des Abends. Nathan Chan spielt den Libertango des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla mit viel Leidschaft und technischer Brillianz. Doch die Veranstaltung glänzt nicht nur mit ausgewählten klassischen Stücken. Mit Aura Dione, die im roten Glitzerkleid auf die Bühne kommt, steht eine junge, dänische Songwriterin auf der Bühne. Sie präsentiert ihre Songs wie „I will love you Monday“ mit dem sie 2009 bekannt wurde, und begeistert mit Songs über Liebe und Freundschaft. Klassisch geht es danach wieder in die Vergangenheit. Während ein Medley aus Stücken von Walzerkönig Johann Strauß gespielt wird, verwandelt sich die Halle in ein Lichtermeer. Ganz modern wird es danach mit dem aus dem aktuellen Barbie-Film bekannten „What was I made for“. Das erfolgreiche Stück von Billie Eilish in der Variante des Chors Fine Fleur kommt auch in Oberhausen gut an und rührt sogar einige Zuhörer zu Tränen. Mit weißem Hemd und Gitarre steht anschließend James Morrison auf der Bühne. Er spielt zwei seiner Songs und überzeugt damit nicht nur die Gäste, die speziell für ihn zur Night of the Proms gekommen sind.
Chor und Orchester präsentieren anschließend den „Chor der Zigeuner“ aus Verdis „Troubadour“. Nach diesem Stück aus dem 19. Jahrhundert geht es weiter mit dem CanCan aus dem 20. Jahrhundert. Vor der Pause sorgen dann noch Camouflage für einen Höhepunkt des Abends. Hier kann das Publikum die Klassiker „Love is a shield“ und „The great commandment“ fast schon mitsingen. Gut gestimmt geht das Publikum in die Pause – und muss feststellen, dass die Organisation der Halle noch deutlich Luft nach oben hat. Lange Schlangen an den Getränketheken, sich kreuzende Wege auf dem Weg zu Getränken, Snacks und Sanitäranlagen machen die Pause anstrengend.
Gut, dass es relativ schnell weiter geht. Das Orchester spielt „Suite“ aus Harry Potter. Mit „Der Schwan“ aus dem Karneval der Tiere hat Nathan Chan einen zweiten Auftritt. Begleitet wird er bei diesem Stück von einem Tänzer, der den Schwan verkörpert und ausdrucksstark zum Leben erweckt. Dann kommt mit Anastacia einer der größten Namen auf die Bühne. Die jung und dynamisch gebliebene Sängerin wird vom Publikum begeistert empfangen. Schnell hält es nicht nur das Publikum im Innenraum direkt vor der Bühne nicht mehr auf den Stühlen, sondern auch in den Rängen.
Es folgen der „Carol of the Bells”, ein interessanter Auftritt von Nathan Chan, der mit dem e-Cello ein interessantes Mashup performt, das nur am Anfang an Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ erinnert. Kurz darauf kommt auch James Morrison wieder auf die Bühne und performt gemeinsam mit dem Cellisten. Star Wars? Gangster´s Paradise? Die beiden harmonieren auf der Bühne erstaunlich gut. Und auch Anastacia hat noch einen Auftritt. Gemeinsam mit James Morrison sorgt sie für Stimmung. Für die Sinfonie Nr. 9 aus Antonín Dvořáks „Aus der neuen Welt“ haben die Orchestermusiker die Bögen ihrer Streichinstrumente und die Schlegel der Schlaginstrumente mit LEDs ergänzt, sodass diese aus der Ferne wie im Takt der Musik geschwungene Laserschwerter wirken. Der Abschluss des Abends gehört der Gruppe „Toto“, die ihre Klassiker bis zum gefeierten „Rosanna“ präsentiert. Und ihre ganz eigenen Fans mitgebracht haben, die bei Anastacia vielleicht mitgeklatscht haben, bei James Morrison im Talk mitgeschwungen sind – bei „Toto“ aber lauthals mitsingen und die Band feiern. Beim großen Finale mit allen Künstlern ist sich das Publikum einig – das hat sich gelohnt. Nach den ersten NRW-Terminen in Dortmund und Oberhausen ist die Night of the Proms 2023 am 22. und 23. Dezember in Köln zu sehen. Und auch die NRW-Termine für 2024 stehen bereits fest: Dortmund: 30.11.2024, Oberhausen: 01.12.2024, Köln: 20. und 21.12.2024.
(SMC)