23. Sep. 2023

Events

Wer Karten für den Weihnachtscircus kauft, kann zwischen verschiedenen Preiskategorien zwischen 22 und 49 Euro wählen. Was der Abend kostet, hängt dabei in erster Linie davon ab, aus welchem Blickwinkel man im kreisrunden Zelt auf die in der Mitte liegende Bühne blicken möchte. Wer die Wahl hat, sollte natürlich auch auf die Reihe achten, denn in der einzelnen Kategorie ist der Preis identisch unabhängig davon wie weit man von der Manege entfernt sitzt. Sehr angenehm ist, dass die Plätze nummeriert sind und so gerade bei ausverkauften Vorstellungen keine Suche nach Restplätzen beginnt und keine Notwendigkeit besteht, sich schon weit vor der Vorstellung aus dem Vorzelt in die Stuhlreihen zu begeben. Das gilt gerade vor dem Hintergrund, dass man die Stühle so eng gestellt hat, dass man auf einen sehr schlanken Sitznachbarn hoffen muss, will man diesem nicht auf dem Schoß sitzen. Dafür ist der Reihenabstand im gut geheizten Zelt selbst für große Gäste erfreulich. Jacken kann man also im Auto lassen, wenn das auf dem Parkplatz gleich vor dem Zelt steht.

Schon der erste Blick in die Manege ist viel versprechend. Über den Köpfen der Besucher hängt dort ein schwebendes Bühnenelement, das sich zum Beginn der Show langsam absenkt. An einem Trapez darüber hängt Opernsängerin Alexandra Gerbey und stimmt die Gäste musikalisch ein. Dazu kommt eine Artistengruppe auf die Bühne, die ganz in weiß gekleidet, Salti, Überschläge und Handstandakrobatik zeigt. Bis zu drei der Artisten katapultieren sich dabei in die Höhe und stehen auf den Schultern des anderen. Nach dem Auftritt kommt Sänger Frank Fabry in die Manege. Mit seiner markanten Stimme im Stil von Rammstein liefert er die passende Soundkulisse zum Auftritt der Seiltänzer „Mesa Brothers“. „Ich hab euch etwas mitgebracht…“, singt der Düsseldorfer während die Seiltänzer aus Kolumbien ohne jegliche Sicherung auftreten. Dabei springt einer über seinen Kollegen, der sich in der Höhe auf das Seil duckt. Später springen die asiatischen Artisten Seilchen auf dem Stahlseil. Einer wagt es sogar, auf einem Bein Seil zu springen. Synchron zeigen drei der Seiltänzer einen Kopfstand auf dem Seil. Zum Abschluss nehmen zwei Artisten eine Stangenkonstruktion auf die Schulter, auf der der Dritte balanciert. In dieser wackeligen Formation überqueren die drei ein letztes Mal das durch die Manege gespannte Seil.


Weniger adrenalinlastig aber trotzdem sehenswert ist der folgende Auftritt eines Artistenduos. Der beginnt mit dem Auftritt eines durchtrainierten Artisten mit freiem Oberkörper. Kurz darauf kommt seine Bühnenpartnerin dazu und nutzt seinen Körper als Basis für ihre Akrobatik. Danach hat René Bazinet, Pantomime und Geräuscheimitator aus Bochum, seinen ersten Auftritt. Er kommt mitten durch das Publikum, öffnet mit entsprechenden Geräuschen und Bewegungen nicht vorhandene Türen und stakst über die Bühne. Kein Wunder, dass Bazinet, der auch im Cirque du Soleil aufgetreten ist, seinen ersten Berufswunsch Schauspieler zu werden für die Clownerie aufgegeben hat. Nach dem humorvollen Auftritt geht es um Geschicklichkeit. Tony Frebourg kommt aus der Dunkelheit auf die Bühne, auf der lediglich vier rot beleuchtete Diabolos stehen. Einen nach dem anderen nimmt er diese auf und lässt sie durch die Luft wirbeln. Dabei ist er so schnell und präzise, dass es zwischendurch fast so aussieht, als würden die sich drehenden Diabolos in der Luft stehen. Der präzise und stimmungsvolle Auftritt gelingt nicht nur mit zwei Diabolos. Mit Schwung reißt Frebourg auch den Dritten in die Luft und integriert ihn in seinen Auftritt. Während er die drei Diabolos durch die Luft wirbelt, dreht sich der Franzose um die eigene Achse, sinkt in den Spagat und steht wieder auf. Auch mit vier Diabolos gelingt ihm der Auftritt perfekt.


Richtig voll wird die Bühne beim nächsten Auftritt. Ein Schleuderbrett steht im Mittelpunkt der Bühne, mit dem sich die Artisten gegenseitig in die Luft wirbeln. Ausgestattet mit Nachthemden und Kissen nehmen die Artisten das Publikum mit in eine besondere Traumwelt. In der gibt es zum Beispiel einen weiß gekleideten Piloten, der Papierschwalben durch die Luft wirft. Dann zeigen sie waghalsige Sprünge, Salti und Schrauben. Mit dabei ist auch ein Stelzenläufer, der sich mitsamt der Stelzen schließlich in die Luft wirbeln lässt und unbeschadet wieder landet. Wie beweglich der menschliche Körper sein kann, zeigt anschließend das Trio „Puje Contorsion“. Die Asiatinnen zeigen zu den Klängen von „Skyfall“ wie biegsam ihre Körper sind. Höhepunkt des Auftritts ist eine Szene, in der die drei sich nur mit ihren Zähnen in der Luft halten und die Körper über den Köpfen in der Luft halten.


Während man noch staunt, kommt das Duo Catalexi in die Manege. Zu düsteren Klängen hängt das Paar an den Strapaten hoch über den Köpfen der Zuschauer und zeigen ihre Akrobatik. Besonders beeindruckt sind viele Zuschauer als sie im Spagat und mit ausgestreckten Armen an den Seilen hängt und er nur an ihren Körper geklammert seine Choreografie zeigt. Begeistert geht das Publikum in die Pause und hat sich in dieser viel zu erzählen über die beeindruckenden Auftritte. Auch nach der Pause bleibt es interessant. Mit Hilfe des Schleuderbretts werden Artisten in ein in der Manege gespanntes Tuch katapultiert. Während des Fluges zeigen sie ihre Akrobatik. Dann kommt René Bazinet ein weiteres Mal auf die Bühne. Dafür hat er sich im Publikum einen Freiwilligen ausgesucht, mit dem zusammen er in einem nur durch Geräusche und Lichteffekte dargestellten Urwald mit Pfeil und Speer auf Jagd geht. Später liefert er sich mit diesem zur Melodie von „Spiel mit das Lied vom Tod“ ein Duell.


Kurz danach zeigt die „Puje Truppe“ aus der Mongolei ihr Können. Während ein Teil der Artisten wie bei einem überdimensionalen Seilchenspringen Seile durch die Manege wirbelt, zeigen andere während sie über diese springen Salti und Schrauben. Auch im Handstand gelingt das Experiment und in einer Reihe mit drei sich überlappenden Seilen, bei denen manche der Seilchen-Dreher selbst im Takt springen müssen, um das Ganze nicht aus dem Takt zu bringen. Zum Ende des Auftritts türmen sich vier Männer übereinander im Liegestütz auf und springen in dieser gewichtigen Kombination mit Händen und Füßen über das in schneller Folge durch die Luft gewirbelte Seil. Dann folgt Sängerin Alexandra Gerbey am Vertikaltuch. Geschmacksache ist hingegen der Auftritt von Johan Wellton. Der Gaukler und Jongleur präsentiert sich mit einer ironischen Show als lustiger Artist. Ohne Zweifel eindrucksvoll ist sein Können als Jongleur. Er dreht sich während der Jonglage, jongliert mit verbundenen Augen und schafft es während der Jonglage ein Telefon aus seiner Tasche zu ziehen und dieses in die fliegenden Bälle zu integrieren. Warum er dabei immer wieder Glitzerstaub in die Luft wirft und dem gelungenen Auftritt so eine schräge Note gibt, wird Teilen des Publikums bis zum Ende des Auftritts nicht klar.


Äußerst sehenswert ist die eindrucksvolle Luftartistik des „Duos B&B“. Mit fliegenden Miniröcken wirbeln bei beiden durch die Luft und verbinden dabei Kraft und Leichtigkeit. Damit auch die Frauen im Publikum nicht zu kurz kommen, stehen anschließend die Pelegrini Brothers auf der Bühne. Die bekannten Artisten zeigen ihre Handstand- und Hebefiguren. Wie viel Kraft die drei haben sieht man daran, dass sie ihre Darbietung besonders langsam präsentieren. Für alle gleichermaßen sehenswert ist der abschließende Auftritt der „Navas Brothers“ mit dem Todesrad. Auf der sich schnell drehenden Stahlkonstruktion zeigen die beiden Ecuadorianer ihre Kunst. Zu der gehört es nicht nur, sich auf der Außenseite des gigantischen „Hamsterrades“ zu bewegen, sondern auch dabei Seilchen zu springen oder durch eine Kapuze um die Sicht gebracht das Wagnis einzugehen und dabei riskante Sprünge und Landungen in den Auftritt einzubauen. Begeistert feiert das Publikum danach das Finale, zu dem alle Künstler noch einmal in die Manege kommen. Nach einem Auftakt, bei dem künstlicher Wind nicht nur für frische Luft sorgt und den Gästen dekorative Papierbahnen, aber auch Staub ins Gesicht pustet, fällt künstlicher Schnee von der Decke, sodass der Weihnachtscircus ganz zum Schluss doch noch weihnachtlich wird. Gezeigt wird die Show täglich um 20 Uhr. An vielen Spieltagen gibt es eine weitere Show um 16 Uhr. Karten kaufen kann man über die Website von FlicFlac. (SMC)