24. M&a. 2025

Genuss

Wer das Krimidinner im Ringhotel Zweibrücker Hof in Herdecke besucht, braucht eine Zeit, um sich gedanklich nach Schloss Waldau im kleinen Städtchen Schabernack zu versetzen. Runde Kugelleuchten bringen Licht in den relativ modernen Saal und nur vereinzelt sorgen Requisiten für eine Verbindung mit dem historischen Schlossgut. Dazu gehören Wappen mit Pilzen, Ebereschen und Waffen. Auch die von Mord und Totschlag bestimmte Familienchronik in Form eines großen Buches tut ihre Wirkung. Auf den stilvoll gedeckten Tischen stillen Brot, Butter und Thunfischcreme den ersten Hunger.


Als das Stück beginnt wird schnell klar, dass mit Freifrau Henrike und ihrer Schwester Ela Winter nicht nur zwei sehr unterschiedliche Frauen, sondern zwei Lebensmodelle aufeinanderprallen. Henrike will das verfallene Schloss in eine Eventlocation umbauen und dort Zitterpartys und Angstwochenenden anbieten. Ela und ihr Mann Walter, die auf dem Familiengut eine Gärtnerei betreiben, sind mit ihrem Leben sehr zufrieden und scheuen die Veränderung. Das gilt auch für Hausfaktotum Isi, die heimlich ein Auge auf Walter geworfen hat. Mit Henrike kommt der französische Sternekoch Maitre Jaques Bouillon nach Schabernack und natürlich hat auch er ganz genaue Vorstellungen von der Zukunft und eine sehr private Verbindung zu Ela, die er aus der gemeinsamen Jugend kennt.


Zwischen der herzkranken Freifrau, dem selbsternannten „Künstler am Topf“, dem „russischen Habenichts“ und den anderen Darstellern entbrennt ein Wettstreit um die Zukunft des Gutes. Dabei werden reichlich Spitzfindigkeiten und Bosheiten ausgetauscht. Zwischendurch laden die Darsteller das Publikum ein, gemeinsam zu singen. Den Abend über können die Gäste fünf Lieder wie „Kein schöner Mord in dieser Zeit“ oder „Dich gab´s nur einmal!“ singen. Während das Singen nicht jedem zusagt, begeistert das Menü die meisten. Als ersten Gang serviert das Ringhotel einen Salat mit kleinen Garnelen. Diese sind auf einem Spiegel aus roter Beete angerichtet und mit Kirchtomaten verziert. Später folgen eine Consommé von der Gans, Poulardenbrust auf Feigenrotkohl und als Dessert eine süße Mousse von der Williams Birne auf Bratapfelkompott.


Wer ein Krimidinner besucht, wünscht sich eine gute Mischung aus leckerem Essen, leichter Unterhaltung und schöner Atmosphäre. Die bekommt man bei „Alles Gute, liebe Leiche“ im Zweibrücker Hof in Herdecke geboten. „Das Leben ist ein Spiel, das man irgendwann verliert“, philosophiert einer der Darsteller, während die Dialoge an anderer Stelle einfacher gestrickt sind: „Walter, wir müssen keine Feinde sein.“ „Doch!“ Gelungene Ideen wie die Präsentation eines der künftig im Schauerschloss geplanten Angstseminare oder die Dissonanzen zwischen Sternekoch, Freifrau und Haushälterin geben dem Stück zusätzliche Würze. Dass es am Ende doch ganz anders kommt als man glaubt, ist keine Überraschung, denn es gehört zu jeder guten Kriminalgeschichte. (SMC)