Ein sehbehinderter oder blinder Kellner führt die Gäste durch den Raum, nimmt sie mit auf eine Reise durch die ewige Nacht. Zuvor konnte man aussuchen, welche Art von Gericht und wie viele Gänge man bestellen möchte. In dem Raum gibt es ein leises Stimmengewirr, doch sicher und mit beruhigender Stimme geht der Kellner durch den Raum und bringt die Gäste zu ihren Plätzen. Auch dort helfen die Kellner bei der Orientierung: Gabel, Messer, Löffel und Gläser haben jeweils einen bestimmten Platz.
Während es im Licht nichts Besonderes ist, den Löffel mit Suppe zum Mund zu führen, wird das Essen in der „Unsicht-Bar“ zum Erlebnis. Die Dunkelheit macht neugierig und auch ein wenig unsicher. Man stellt sich der Frage, was auf dem Teller vor einem liegt. Man schnuppert, man tastet und manche Gäste essen sogar mit den Händen statt mit Messer und Gabel. Schließlich sieht es keiner und die eigenen Hände kann man in der Dunkelheit viel besser steuern als das Besteck.
Bald entstehen lockere Gespräche mit den Tischnachbarn. Man lernt andere kennen, unterhält sich, teilt seine Eindrücke und nimmt die Dunkelheit bald nicht mehr als Manko, sondern vielmehr als ein Abenteuer wahr, das die anderen Sinne intensiviert. Das Ohr nimmt kleine Geräusche wahr, die Nase schnuppert wohlriechende Gewürze. Die Zunge schmeckt und tastet zugleich. Mit Bedacht und Neugier werden die Speisen verzehrt. Ist der Partner auch noch da? Lachen. Sieht man denjenigen doch in Gedanken vor sich. Man macht sich ein Bild von den anderen Gästen im Raum. Dort vermutet man Geschäftsleute, dort Familien, anderswo Liebespaare oder einen schüchternen Jungen und ein Mädchen beim wirklichen „Blind Date“.
(SMC)