13. Dez. 2024

Genuss

Wolfgang Elser erwartet seine Gäste an der Münchner Freiheit. Als „alter Schwabe“, der 1986 nach München gekommen ist, lebt er selbst in Altschwabing – und findet es dort wunderschön. Er verspricht einen dreistündigen Rundgang, bei dem man auch die versteckten Seiten des Stadtteils kennenlernt. Und er verspricht, dass es überall kleine Schmankerl gibt, die man während der Tour probieren kann. Zudem soll es auch viel „Historisches ohne Hysterie“ geben – sprich Informationen über die Geschichte und Entwicklung des Stadtteils.

Schwabing ist älter als München

Schon an der Münchener Freiheit gibt es viel zu entdecken. Seien es die grün-weiße Stahlkonstruktion über der Straßenbahn-Haltestelle, die auf 18 Stützen steht und gut 400 Tonnen wiegt, oder die Jugendstil-Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Auch zum Namen des Platzes gibt es einiges zu berichten. Er erinnert an die Widerstandsaktion „Freiheitsaktion Bayern“, die im April 1945 zur Kapitulation aufrief und den Stadtteil so vor weiterer Zerstörung bewahrte. Dass der erste Siedler im heutigen Schwabing ein Schwabe war, freut Wolfgang Elser sichtlich – der auch die Namensgebung vom früheren „Suuapinga“ - wo die Schwaben wohnen - zum heutigen Sprachgebrauch herleitet und berichtet, dass Schwabing erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu München gehört.

Unterhaltsames und Anekdoten

Ein kulinarischer Stadtrundgang mit „Eat the World“ beinhaltet neben vielen Informationen zum jeweiligen Viertel auch unterhaltsame Anekdoten. So erzählt Wolfgang Elser von der „Schwabinger Sieben“, einem verruchten Rockclub in einer Baracke, die erst der unumgänglichen Sprengung eines Blindgängers aus dem zweiten Weltkrieg weichen musste. Heute steht dort ein Neubau mit einem Biosupermarkt – gleich neben dem ehemaligen Atelier von Paul Klee. In einem Fenster wird die Gräfin zu Reventlow mit „Schwabing ist kein Ort, sondern ein Zustand“ zitiert. Die Husumer Adelige kam einst in den Süden, um Malerei zu studieren und wurde schnell zur Skandalgräfin, die nicht nur mit der Malerei ihr Geld verdient hat. Oft wurde Schwabing als Schwabylon wahrgenommen, denn Menschen aus aller Welt kamen dorthin, um Kunst und Malerei zu erlernen.

Kulinarische Kostproben

Während der Tour lernen die Gäste sechs kleine Unternehmen kennen, bei denen sie jeweils eine kleine Kostprobe serviert bekommen. Den Anfang macht bei unserer Tour ein Stück von einem Matcha Donut in einem liebevoll eingerichteten Café.  Das Gebäude wurde in der Zeit von 1898 bis 1918 errichtet und ist heute mit einer gelungenen Mischung aus Modernem und Antiquitäten eingerichtet. Auch im auf umgewidmeten Parkplätzen am Straßenrand neu eingerichteten Außenbereich, dem Schanigarten, kann man sich wohlfühlen. Mit Blätterteiggebäck, Couscous, Falafel, Kostproben vom Obststand und zum Abschluss einem Würstchen mit Kartoffelsalat bekommt man auf der Tour einen vielseitigen Imbiss. Bei manchen stellen die Inhaber ihr Konzept persönlich vor und es bleibt Zeit gemütlich Platz zu nehmen, bei anderen geht es nach einem kurzen Snack vom Tablett gleich weiter.

Von Buddenbrocks und Weißer Rose

Bei der Tour erfährt man, warum die Laterne der Schwabinger Gisela am Wedekindplatz so gebogen ist und warum ihre frivolen Texte sie einst vor Gericht brachten. Man sieht das Haus, in dem Thomas Mann die Buddenbrooks geschrieben hat. Und man kommt durch den Englischen Garten und erfährt, wie der Garten entstand und zu seinem Namen kam. Auch das Siegestor, auf dem eine Quadriga mit vier Löwen thront, ist Teil der Tour durch Altschwabing. Die kommt auch an der Universität vorbei, in deren Lichthof die Geschwister Hans und Sophie Scholl die Flugblätter der „Weiße Rose“ warfen und deshalb 1943 zum Tode verurteilt wurden. Die dreistündige Tour endet am Milchhäusel, in dem zum Abschied ein Würstchen mit Kartoffelsalat gereicht wird.  Wer mag kann im kleinen Biergarten dort noch ein kühles Bier bestellen und mit Wolfgang Elser und den anderen Gästen weiter ins Gespräch kommen. Die Touren von „Eat the World“ in Altschwabing werden zum Preis von 44 Euro angeboten.

(SMC)