Winterzeit ist Varietézeit. Doch statt auf Besinnlichkeit, Poesie und Weihnachtsengeln setzt das Bochumer et cetera einen Gegenpol. „Besinnlich geht anders!“ heißt die Show von Regisseur Sammy Tavalis. Moderator Luke Dimon und Stimmungskanone Jeff Hess sind die Konstanten in der turbulenten Show. Sieben Artisten sind von nah und fern nach Bochum gereist, um das Publikum des Varietés mit ihren sehenswerten Auftritten zu unterhalten. Die haben es in sich. Klassiker wie Trapez und Partnerakrobatik verbinden sich mit neuen Ideen wie einer Basketball-Jonglage zu einem gelungenen Showkonzept. Kein Bisschen besinnlich, aber äußerst unterhaltsam.
Als sich der Vorhang öffnet, ist ein Mann mit einem Didgeridoo zu sehen und zu hören. Dazu kommen Trommeln. Und die Melodie von „We will rock you“. Schnell hat man da die sanft flackernden Öllampen auf den Tischen und den nahenden Advent vergessen. Aus Spanien, New York und der Mongolei sind die Artisten nach Bochum gekommen, verrät Moderator Luke Dimon gleich zu Beginn des Programms. Dass es auch lustig wird, zeigt schon der erste Auftritt von Jeff Hess. Der New Yorker Spaßmacher tanzt in einer Reihe von Frauen auf die Bühne – und wird dann bei einer unterhaltsamen Tierhypnose immer wieder verwandelt. Auch akrobatisch überzeugt das Ensemble. Als erster steht Jonas Witt auf der Bühne. Der Österreicher zeigt sein Können mit dem Cyr. Mal benutzt er das riesige Rad als Hula-Hoop-Reifen, mal dreht er sich in seinem Inneren, mal wirbelt das Gerät allein über die Bühne. Dabei beweist der Wiener Artist Können und Präzision – und den Blick für die Möglichkeiten.
Immer wieder sind Luke Dimon als Zauberer und Jeff Hess mit seinen humorvollen Einlagen zu sehen. Auch als Bauchredner versucht sich der vielseitige Moderator. Hess hingegen ist auf Humor spezialisiert. So liefert sich Hess mit einem Gast aus dem Publikum ein virtuelles Tischtennismatch. Bei anderer Gelegenheit zeigt er anschaulich, wie man mit einem Frosch im Hals umgeht. Und erzeugt mit Mimik und Gestik immer wieder lustige Bilder in den Köpfen. Luke Dimon zaubert mit Seilen. Er verwandelt Uhren in Sand und Sand in Uhren. Auch für die Zuschauer, die in den hinteren Reihen sitzen, ist der Auftritt des Duos Carina und Leonid ein Augenschmaus. Die Absolventen der Berliner Artistenschule treten am Trapez mitten im Zuschauerraum auf. Der durchtrainierte Leonid hängt mit freiem Oberkörper kopfüber unter dem Trapez und ist Haltepunkt für seine Bühnenpartnerin. Im leuchtend blauen Kleid hängt Carina am Trapez, lässt sich fallen und wird wieder aufgefangen. Mal genügen ihr seine Füße, um die Balance zu halten, mal hält sie sich mit Händen und Füßen am Trapez und bildet mir ihrem Körper so eine Schlaufe, in der der deutlich größere Mann sich halten kann.
Wenn Michael Evolution auf die Bühne kommt, können sich normale Jongleure warm anziehen. Der bunt gekleidete Niederländer hat den Umgang mit Basketbällen perfektioniert. Erst wirbelt der Freestyle-Ballzauberer einen Ball durch die Luft. Er balanciert diesen auf einem Finger. Er wirft und fängt. Dann kommt ein zweiter hinzu. Und schließlich ein dritter. Während die Bälle durch die Luft wirbeln legt sich der Artist auf den Boden und dreht sich. Dann fängt er die Bälle wieder auf. Nach der Pause geht es unterhaltsam weiter. Luke Dimon zeigt einen Zaubertrick – und verrät scheinbar die Lösung. Doch natürlich bleibt am Ende eine Überraschung für das Publikum. Aus der Mongolei kommt das Duo „Little Angels“. Die beiden Frauen haben sich auf Kontorsion spezialisiert. Doch sie verbiegen nicht nur ihre Körper – sie sind auch zielgenau. Mit den Füßen spannen sie im Handstand Pfeil und Bogen ein – und treffen die Zielscheiben. Anschließend zeigen die beiden, wie weit sie ihre Körper verbiegen können. Artistischer Höhepunkt ist Sebastian Stamm am chinesischen Mast. Der Auftritt beginnt mit robotorartigen Bewegungen. Dann erklimmt der Artist den Mast und zeigt dort - als gäbe es keine Schwerkraft – seine Choreografie. Er schwingt um den Pole und zeigt schließlich im Fallen einen Überschlag. Kurz vor dem Boden greift Sebastian Stamm zu – und fängt sich wieder am chinesischen Mast. Karten für die Show gibt es ab 20 Euro telefonisch (0234/13003) und über Internet.
(SMC)