Zirkus? Das sind zwei Stunden Zeit zum Träumen mit hochkarätigen Artisten, stimmungsvoller Live-Musik und dem Geruch von frischem Popcorn und Bratwurst. Die Show „ARTistART“ verzichtet auf klassische Elemente wie eine Moderation und setzt ganz auf dem Zauber der Bilder und der verschiedenen Artisten. Gleich zu Beginn „fliegt“ ein kleiner Heißluftballon durch die Manege und bringt nicht nur Kinderaugen zum Staunen. Kaum ist der Ballon gelandet, übernimmt das Zirkusballett am Boden seinen Platz – in der Luft Artisten an den Strapaten. Auf der Empore oberhalb der Manege spielt derweil das Zirkus-Orchester „Roncalli Royal Orchestra“ – live wie in alten Zeiten. Das ist ein gelungener Auftakt, den nicht nur die Gäste auf den Stühlen in den Logen ganz vorne, sondern auch die vielen anderen Gästen auf den Bänken genießen, denn durch die aufsteigende Bestuhlung hat man überall gute Sicht – wenn man bei der Wahl der Plätze auf die im Zelt unweigerlich vorhandenen Stützen gedacht hat.
Auch die Tempojonglage überzeugt. Der junge Jongleur Noel Aguilar, der anfangs drei silberne Keulen durch die Luft wirbelt, zeigt ein rasantes Tempo – und viel Beweglichkeit, denn sein Publikum sitzt nicht nur vor ihm, sondern rund um ihn herum. Aus drei Keulen werden vier, dann fünf. Und auch mit Tischtennisbällen kann man jonglieren – mit den Händen, dem Kopf und auch mit dem Mund. Mit dem fängt er die Bälle immer wieder auf und spuckt sie meterhoch in die Luft. Zum Abschied dreht der Jongleur noch eine Runde durch das Zelt, bei der er fünf Hüte wie Bumerangs in die Luft wirft und wieder auffängt.
Seit vielen Jahren gibt es keine Zirkustiere mehr bei Roncalli – und doch wird in der aktuellen Show ein Stierkampf gezeigt. Doch der Stier ist nicht echt, sondern ein Artist, der auf einem Hover Board in einem massiven Stierkostüm durch die Manege fährt. Kleine Details wie die aus dem Hinterteil des „Stiers“ blubbernden Seifenblasen oder ihn mit einer an einer Angel hängenden Möhre wieder von der Bühne zu locken, runden den kreativen Auftritt ab. Kreativ sind auch die verschiedenen Auftritte der beiden so unterschiedlichen Clowns. Weißclown Gensi und sein Gegenpart Canutito sind oft im Zuschauerraum unterwegs und schaffen so nicht nur Raum für Umbauten in der Manege, sondern sorgen auch für viele Lacher, wenn sie über den richtigen Musikstil streiten oder sich Freiwillige aus dem Publikum für kleine Gags suchen.
Kreativ sind auch die Kostüme. So steht das Ballett beim nächsten Auftritt mit ausdrucksstarkem Blumenschmuck im Rampenlicht. Und auch in Sachen Artistik wird einiges geboten. Am Luftring dreht sich die Artistin Alisha Shehter nicht nur, sondern hängt schließlich kopfüber nur mit den Fußspitzen oder dem Nacken an dem dünnen Ring. Biegsame Körper haben bei Roncalli nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Verbiegekünstler Andrey Romanovski zeigt nicht nur Handstand und Spagat, sondern schafft es mit dem Po zuerst durch eine enge Röhre zu rutschen. Dass er das Seil beim anschließenden Seilchenspringen mit den Füßen greift und mit den Händen auf dem Boden springt, ist bei diesem unkonventionellen Auftritt keine Überraschung mehr.
Neben den artistischen Höchstleistungen gibt es auch Auftritte, bei denen die kreativen Ideen, die künstlerischen Kostüme und die gelungene Umsetzung im Mittelpunkt stehen. Plötzlich findet sich das Publikum in einem Museum wieder, in dem Statuen von Charlie Chaplin, Ramses und einem Samurai zu sehen sind. Als ein Einbrecher die Ruhe stört, erwachen die drei Mitglieder der Dance Crew „Adam Crew“ zum Leben… Lebhaft und lustig ist auch der Auftritt eines Trampolinartisten. Der wie ein lustiger Opa wirkende Slapstick-Artist Professor Wacko, mit Hut, Brille und altmodischem Outfit, scheint schon beim ersten Schritt auf die Leiter durch ihre Sprossen zu fallen. Später verliert er die Brille, was zu gewollten Stürzen und Sprüngen führt.
Dann geht es nach einer Stunde Programm in die Pause. Vor dem Zelt gibt es Popcorn und Bratwurst (jeweils 5 Euro), Zuckerwatte (3 Euro) und viele weitere Leckereien. Nur die langen Schlangen vor den Toilettenwagen stören das Vergnügen und kosten viel Zeit, in der man sich lieber die Roncalli Souvenirs oder die liebevoll gestalteten Zirkuswagen angeschaut hätte. Nach der Pause geht es schwungvoll weiter mit Akrobatik-Duo Cardio. Er, ein Kraftprotzt mit Sinn für Balance, stemmt sie nicht nur in die Höhe, sondern trägt auf seiner Stirn auch meterhohe Stangen, die die Plattform für ihre Akrobatik sind. Und als wäre das noch nicht genug, klettert er mit der Stange mit seiner Partnerin auch noch eine steile Leiter hinauf und wieder herunter. Eine kleine Zaubershow von Illusionistin Alexandra Saabel im Stil von Alice im Wunderland, Trapez und Strapaten mit dem Duo Turkeev und das Trio Bokafi auf dem Schleuderbrett sind ebenfalls Teil der Show. Die endet mit einem großen Finale, bei denen viele bunte Luftballons ins Publikum fliegen – und meist in den Händen glücklicher Kinder enden. Karten für die Show gibt es ab 30 Euro – an der Zirkuskasse und online.
(SMC)