06. Feb. 2025

Kultur

Zum großen Finale des Programms, das bis zum 31.12.2017 gezeigt wird, baut das Ensemble ein Bühnenbild aus weißen Boxen auf. Auf diese lässt sich das Logo des GOPs projizieren, genau wie vielseitige Lichtstimmungen. Damit schließt sich der Kreis zum Beginn der Show, denn zu Beginn des Abends hat das Ensemble genau das gleiche Bühnenbild Block für Block abgebaut. Die „Leinwand für Videokunst“ machte Platz für Jonglage, Trapez, Einrad, Puppenspiel und andere unterhaltsame Auftritte. Auch das Publikum darf mitmachen, denn der Lieblingsspiel des Moderators ist nach eigenem Bekunden „Zuschauer in Angst versetzen“.

Für einen gelungenen artistischen Auftakt sorgt Èmile Mathieu. Der Kanadier dreht mit seinem Einrad schnelle Runden über die Bühne. Dazu schneidet er Grimassen und zeigt eine ausgefallene Gestik. Das „verrückte“ Verhalten ist ein interessanter Kontrast zum präzisen Umgang mit dem Einrad. Während man Èmile Mathieu die schnellen Drehungen um die eigene Achse auf Anhieb zutraut, wird es spannend, als er mehrere der weißen Blöcke in seinen Weg legt und Anlauf für einen Sprung sammelt. Artistik oder Comedy? Das Publikum hält den Atem an – und feiert den Absolventen der Zirkusschule von Montreal. Der sorgt mit kurzen Auftritten den ganzen Abend über immer wieder für Schmunzeln und Staunen.


Sehenswert ist auch was die „Wise Fools“ aus Finnland vorbereitet haben. Maria Peltola, Jaimee Allen und Valpuri Kaarninen verbinden akrobatisches Können und mit humorvollen Seitenhieben. Mit nahezu mädchenhaftem Charme zeigen sie sich am doppelten Springseil. Variantenreich zeigen sie immer neue kunstvolle Posen, wechseln blitzschnell die Position und hinterfragen quasi nebenbei viele Konventionen. Warum nicht mal die Kollegin zur Seite schieben, um selbst im Mittelpunkt zu stehen? Der gute Eindruck setzt sich in der zweiten Hälfte des Programms fort. In der sind die drei am Trapez zu sehen. An dem schaukelt das Trio seitlich, lässt sich kopfüber baumeln und zeigt schließlich gewagte Experimente. So wird eine der Artistinnen von den anderen durch die Luft gewirbelt und wieder aufgefangen. Schließlich gerät das Trapez sogar aus der Waagerechten – und eine der drei Frauen fächelt sich mit einem blauen Tuch spielerisch Luft zu.

Für viele Lacher sorgt der Puppenspieler Francisco Obregon aus Chile. Er kommt mit seiner „Frau“ Sophia auf die Bühne. Die stürzt den Südamerikaner immer wieder in Probleme, denn sie flirtet für ihr Leben gerne. Das ist umso unterhaltsamer, da die blass-grüne Sophia eine Puppe ist, der erst durch den Puppenspieler Leben eingehaucht wird. Wie unterhaltsam das werden kann, erlebt das Publikum, als Francisco Obregon einen Freiwilligen auf die Bühne holt, der von Sophia angeschmachtet wird. Unterhaltsam ist auch Moderator Oli Materlik. Der 48jährige musste einige Zeit aussetzen und kann erst seit Ende November wie geplant auf der GOP-Bühne stehen. „Die Türen sind zu; die Kohle ist weg“, warnt er die Besucher gleich zu Beginn des Programms. Den ganzen Abend über sind seine Geschichten ein humorvoller, roter Faden. Mal macht der Comedian sich über die Qualität des Fernsehprogramms lustig, mal liest er eine satirische Weihnachtsgeschichte vor, mal spielt er Teile von Songs ein, die man beim genauen Zuhören eigentlich nur missverstehen kann.

Mit Thomas Hoeltzel steht ein außergewöhnlicher Jongleur auf der Bühne. Als das Licht angeht, steht der Franzose mit einem einzigen Ball auf der Bühne. Dieser liegt auf seinem Kopf und wechselt kurz darauf die Position. Mit absoluter Präzision lässt der Jongleur den weißen Ball über seinen Körper wandern. Später kommen weitere hinzu. Zu Klavierklängen wirft, fängt und rollt Thomas Hoeltzel seine Requisiten und zelebriert die Jonglage auf eine besondere Weise. Bei seiner Darbietung voller Harmonie scheint der Jongleur die Schwerkraft aufzuheben. Bis zum 27.11. gehört Laura Picard zum Ensemble. Sie zeigt ungewöhnliche Kontorsion, bei der sie ihren Körper in immer neue Formen bringt. Ein Handstand auf einem Arm gehört da noch zu den eher einfachen Übungen. Ab dem 28.11. übernimmt Jatta Borg diesen Part in der Show – mit einer eigenen Darbietung.

Der Abend wird abgerundet von Paul Bulenzi. Unter dem Künstlernamen „P. Fly“ steht er auf der GOP-Bühne. Ausgestattet nur mit einem Besen tanzt und trippelt er über die Bühne. Dabei verdreht er seine Füße und den Körper auf eindrucksvolle Weise. Die Darbietung erinnert an eine perfekte Version des New Yorker Street-Dance. Während „P. Fly“ bei seinem Auftritt auch auf Geschwindigkeit setzt, erlaubt sich das „Ballet on Shoulder“ ganz am Ende des Abends die Langsamkeit. Lin Gao und Xin Liu aus China zeigen hervorragende Partnerakrobatik. Unter einem glitzernden Sternenhimmel im Bühnenhintergrund zeigen die beiden eine Mischung aus Tanz und Hebefiguren. Höhepunkt ist ein Spitzentanz der Ballerina auf der Schulter ihres Partners. Karten für die Show gibt es ab 26 Euro. Bis zum Jahreswechsel wird „Humorzone“ als Zusatzshow auch am Dienstag um 20 Uhr gezeigt. Bestellen kann man die Karten telefonisch (0201/2479393), an der Varietékasse und per Internet. (SMC)