Auch in den Sommermonaten lohnt sich ein Besuch im Varieté. Im gut klimatisierten Theatersaal zeigt das Varieté in der Essener Innenstadt bis Anfang Juli eine bunte und eingängige Show. Roter Faden durch den Abend sind die Auftritte der Moderatoren Chantall und Markus Schimpp und ihres Sidekicks Marco Noury. Schimpp ist nicht nur Entertainer, sondern auch ein begabter Musiker, der mit Gesang und am Flügel sein Talent zeigt. Chantall „aus dem wilden Berlin“ gibt mit erfrischen-frecher Schnauze den Ton an und zeigt den Männern auf der Bühne, wer im Surprise-Team die Hosen an hat. Besonders farbenfroh gibt sich Marco Noury, der im Glitzerlook über die Bühne stöckelt und seine weiblichen Seiten nicht nur beim Stepptanz unterhaltsam in den Vordergrund stellt.
Das Bühnenbild ist auf den ersten Blick überraschend unspektakulär. Lichtsäulen und zwei mit Leuchtelementen ausgestattete Treppen stehen auf der Bühne. Doch da bei der Show nicht imposante Bilder, sondern die Artistik und die frech-fröhliche Moderation im Mittelpunkt stehen, überzeugt das Konzept. Markus Schimpp setzt sich gleich zu Beginn des Abends an den Flügel und kündigt seine Bühnenpartnerin als „die alte Dame des Varietés“ an. Die wird auf einer Treppe in den Raum gerollt – spottet über Schimpp, der zwischen Shorts und Kniestrümpfen Knie zeigt und das für „eine Prise männlicher Erotik“ hält. Chantall fasst es gut zusammen: „Nehmt uns nicht so ernst!“
Nicht zu ernst nehmen sollte sich auch der Freiwillige aus dem Publikum, den Chantall kurz darauf zu sich auf die Bühne lockt. Er muss nicht nur – gut und sicher verpackt – eine Zeitung halten, die Chantall mit einer knallenden Peitsche in Konfetti verwandelt, sondern auch eine brennende Kerze auf dem Kopf tragen, die die Peitsche zwar nicht ausbläst, aber komplett vom Kopf fegt. Artistisch beginnt der Abend mit Iryna Hladka. Ihre Hula Hoop-Performance verbindet Elemente von Tanz, Gymnastik und Akrobatik und erzeugt immer wieder sehenswerte Bilder. Sie wirbelt zwei Reifen um ihre Arme, lässt drei über ihren Rücken gleiten und macht auch mit vier und mehr Reifen eine sehr gute Figur.
Nach einem Gute-Laune-Song, dem „Bumble Bee Boogie“, ist Ingrid Korpitsch im Luftring zu sehen. Die Wienerin bewegt ihren trainierten Körper nicht nur unter dem an der Decke hängenden Ring, sondern verbindet Elemente auf dem Boden der Bühne mit ihrer Luftakrobatik. Kurz danach steht das Duo Pearl mit seiner Partnerakrobatik auf der GOP-Bühne. Er stemmt sie mit den Händen nach oben und bietet so eine Plattform, auf der sie ihre Akrobatik zeigt. Beide Artisten zeigen viel Haut und begeistern mit Kraft und Anmut gleichermaßen. Auch zeigt er einen Handstand während sie auf seinem Schultern ebenfalls einen macht. „So einen muskulösen Körper hatte ich als junger Mann auch – nicht“, fasst Markus Schimpp es treffend zusammen.
Tatiana kommt kurz darauf ganz in schwarz gekleidet auf die Bühne. Dort steht der chinesische Mast für ihren Auftritt. Doch wer ist der Mann, der sich ihr in den Weg stellt? Auf den ersten Blick glaub man, ein überraschend tapsiger Bühnentechniker wäre ihr vor die Füße gestolpert, doch schnell merkt das Publikum, dass es sich um ihren Bühnenpartner Alexey handelt. Bis zur Pause zeigen die beiden einen kraftvollen und eindrucksvollen Auftritt am chinesischen Mast. Nach der Pause geht es rasant weiter. Das portugiesische Duo „Skating Dalton“ präsentiert Rollschuhakrobatik auf einer in der Zwischenzeit auf der Bühne aufgebaut worden ist. Er wirbelt sie nicht nur an den Händen im Kreis, während er sich selbst auf den Rollschuhen dreht. Die beiden zeigen verschiedene Varianten der schnellen Akrobatik.
Dass Chantall, Markus Schimpp und Marco Noury vielseitige Künstler sind zeigt sich auch bei ihrer Comedy-Zaubernummer. Ob Chantall Markus Schimpp mit Messern durchbohren kann? Oder es doch besser bei der Quick-Change-Nummer bleibt? Das erlebt das Publikum im GOP-Varieté. Gelungen inszeniert ist auch der Auftritt von Sergey Timofeev aus der Ukraine. Er zeigt seine Handstandakrobatik mitten auf der Bühne – in den Raum davor werden Schriftzeichen und Fragen in ganz verschiedenen Fragen projiziert. Warum? Wie viele? Ob das Knistern in den Lautsprechern Teil der künstlerischen Performance ist oder nur eine Ablenkung bleibt an diesem Abend unklar. Ganz anders hingegen der Auftritt von Marco Noury zum Abschluss der Show. „Für dich soll´s rote Rosen regnen“ erklingt in ganz verschiedenen Variationen, während der im goldenen Glitzerlook gekleidete Noury an den Strapaten aktiv ist. Höhepunkt ist ein Spagat zwischen den mit roten Rosen geschmückten Bändern – natürlich frei und ohne Hände. Karten für die Show gibt es telefonisch (0201/2479393) und über Internet ab 39 Euro.
(SMC)