Der Ruf von Lioba Albus schallte durch die von Krisen gerüttelte Republik. Speziell ihre Geschlechtsgenossinnen forderte sie auf, sich auf ihre einst hoch gelobten Qualitäten zu besinnen, um ein wichtiges Kulturgut - die deutsche Kleinfamilie - zu retten. Mit ihrem fulminanten Redefluss holte sie dann zum Rundumschlag aus. Politikgrößen über alle Parteigrenzen hinweg ebenso wie der kleine Mann gerieten ins Kreuzfeuer.
Viele Jahrzehnte Frauenbewegung haben einiges Erstrebenswerte erreicht, aber vom Olymp der alles beherrschenden Weiblichkeit lässt sich diese bedrohte Welt nur dadurch retten, dass die Frauen herabsteigen zu den Niederungen der Kleinfamilie. Und selbst die Schöpfungsgeschichte schrieb sie an diesem Abend feministisch geprägt neu. Überaus überzeugend zeigte Lioba Albus auf, dass hier schon der Grundstock gelegt war für das Versagen im Angesicht heutiger Ehekrisen.
Lioba Albus hatte für alles eine Antwort, wechselte ihre Rollen virtuos von der kultigen Mia Mittelkötter, zu Roswitta, der Frau mit der fettig-schlüpfrigen Lebensphilosophie, bis hin zu ihrer eigenen Person mit zweifelhaften Weisheiten aus dem neu aufgelegten Lebensberaterbuch.
Seit der Premiere dieses neuen Programms im Februar feiert Lioba Albus überall Erfolge. Als umsichtige Lebensberaterin in allen erdenklichen Lagen beriet sie die Frauen im Publikum auf ihrem zukünftigen Weg ins "kleine Glück" und versöhnte sie sich mit den anwesenden Männern. Zwischen Erotik und Trostlosigkeit eröffnete sie vollkommen unvorstellbare Welten des Zusammenlebens. Wer ihr folgt, findet vielleicht nicht das wahre Glück, hat aber für den Wiederaufbau dieses Staates seinen Teil beigetragen. (SMC)