13. Dez. 2024

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1. Monat: Als Sabine in der Küche plötzlich einen zusätzlichen Teller auf den Tisch stellt, bemerkt das zunächst ihre Freundin Andrea. Diese hasst Uwe aus Überzeugung und nutzt jede Gelegenheit das „Meinungsmonster“ schlecht zu machen. „Ach du scheiße", entfährt es ihr, als die die Nachricht von der Schwangerschaft bekommt. Uwe hat versprochen, nachdem der überzeugte Unternehmensberater die Havarie eines Kreuzfahrtschiffs überlebt hat, sein Leben zu ändern und in Zukunft als Betreiber einer Kinderkrippe nur Gutes zu tun. Auch Sabine ist realistisch. Die Beziehung der beiden hat Ups und Downs. „Uwe meint es eigentlich immer gut", beschwichtigt sie. Der kommt Minuten später nach Hause, doch bevor Sabine ihn über die Schwangerschaft informieren kann, erzählt Uwe vom anstehenden Gerichtsverfahren. Und als Sabine dann doch zu Wort kommt, fällt Uwe spontan nur „Ach du scheiße" ein.


2. Monat: Uwe hat sich inzwischen mit der Schwangerschaft abgefunden. Ganz strukturiert lädt er Sabine deshalb zum Brainstorming zur Namensfindung ein. 20 Minuten sind vorgesehen und strikte Regeln. Uwe stoppt auf die Sekunde die Zeit. Als er Sabines Vorschläge hört, urteilt er „Die Namen sind alle scheiße". Sabine will die Brocken hinwerfen, doch Uwe kann sie noch einmal besänftigen. Doch dann geht es nicht um den Vornamen, sondern um den Nachnamen. Glunz oder Hellstieg? Eine Einigung scheint unmöglich. Genau wie beim Vornamen, sodass das Ungeborene zunächst geschlechtsneutral „Schifferstedt“ genannt wird.


3. Monat: Andrea erinnert Sabine, dass diese ihr vor 11 Jahren versprochen hat, dass sie Patentante ihres Kindes werden soll. Uwe ist entsetzt und beschließt im Gegenzug seinen Chef als Patenonkel zu gewinnen. Uwes Plan Empathie zu entwickeln und dafür heimlich die Schwangerschaftshose anzuziehen, entwickelt sich zum Desaster.


4. Monat: Blau oder rosa? Um die richtige Farbe für das Kinderzimmer zu wählen, entscheidet Uwe sich für die Mischung. Eine blaue Wand. Eine rosafarbene Wand. Je nach Geschlecht des Kindes will Uwe das Bett an die richtige Wand stellen. Sabine ist außer sich – besonders weil Uwe Sardellen und Nutella im Baumarkt vergessen hat. Als sie dann noch merkt, dass Uwe dem ungeborenen Kind Börsenkurse vorliest, damit es ein Gefühl für den Markt bekommt, beginnt sie erneut an ihrem Freund zu zweifeln.


5. Monat: Uwe ist mit in die Frauenarztpraxis gekommen. Dort fängt er nicht nur Ärger mit der Arzthelferin an, sondern beginnt auch gleich an einem Modell des weiblichen Körpers zu basteln. „Die Anatomie der Frau bleibt den Männern auf ewig ein Geheimnis", frotzelt die Ärztin und zieht sich bei der Ultraschalluntersuchung wüste Drohungen des klagefreudigen Vaters zu.


6. Monat: Uwe lästert über die Schwangerschaftsübungen seiner Freundin, die ihn an das Stöhnen eines ausgebrochenen Gnus erinnern. Der angehende Patenonkel gesteht, dass es sich bei Sabines Kind um exakt die 13. Patenschaft handelt, die angeblich Unglück bringt. Uwe schwebt auf Wolke 7. Er wurde überraschend zum Partner in seiner Firma ernannt, weil er bei einem Kunden 800 Mitarbeiter entlassen hat. Sabine ist sauer. Sie verachtet Uwes Arbeit, stellt den Wert Partner 231 zu sein in Frage, und beschuldigt Uwe, das Kind als emotionalen Dosenöffner zu benutzen. „Du hast unser Kind dazu benutzt, Karriere zu machen?", fragt sie aufgebracht und kündigt die Trennung nach der Geburt an.


Uwe gibt sich Mühe und ist „ganz süß". Selbst beim Geburtsvorbereitungskurs hat er Kreide gefressen. Während Sabine sich noch wundert, wird Uwe immer esoterischer. Doch reicht die Kraft der beiden noch für eine erbitterte Diskussion über Windeln oder Mullbinden. Sabine weiß jetzt was sie will: Den mittleren Uwe. Einen, der sanft und freundlich ist, und notfalls wie ein Löwe kämpft… Das Hörbuch (ISBN 978-3-8445-0984-7) erscheint im Hörverlag zum Preis von 14,99 Euro. (SMC)