30. Mai. 2023

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Nach Oskar Lafontaine und Angela Merkel sieht sich Vince Ebert als den dritten Physiker, der mit Comedy sein Geld verdient. Doch bei seinem aktuellen Programm geht es weniger um aktuelle Politik, sondern mehr um den Gegensatz von Naturwissenschaft und (Aber-)Glaube. Gleich zu Beginn des Programms kündigt er an, sich an große wissenschaftliche Themen zu wagen und das Geheimnis des Lebens zu ergründen. Das geschieht nicht in Form eines wissenschaftlichen Vortrags, sondern durch humorvolle Erläuterungen zu kleinen Kapiteln der Wissenschaft. Diese garniert Vince Ebert mit verbalen Spitzen und hinterfragt zum Beispiel, ob der Musikantenstadel mit der Evolutionstheorie vereinbar ist.


Später um Programm bemüht er Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier und spricht über die Evolution. Bei der seien keinesfalls die Besten, sondern nur die am besten Angepassten übrig geblieben. Mit einem Feuerwerk von Informationen, wie der, dass der größte Pilz eine Fläche von neun Quadratkilometern erreicht, oder der, dass Schweine die Intelligenz von Fünfjährigen haben, bringt der Kabarettist sein Publikum zum Lachen und auch zum Nachdenken. Dazu nimmt er sie mit auf eine Zeitreise zum Anfang der Evolution. Noch vor dem Urknall ist es dort öde, einsam und pechschwarz. Geknallt habe es mangels Materie zwar nicht, aber immerhin sei das Universum entstanden. Nur beim Licht sei die biblische Schöpfungsgeschichte schneller gewesen. Real wäre das Licht nicht in sechs Tagen, sondern erst nach 400.000 Jahren entstanden. Vince Ebert teilt aus gegen Religionen und Esoterik. So vergleicht er den Vatikan mit einem schwarzen Loch. Dann sagt er selbstironisch, er sei in Sachen Astrologie skeptisch, wie es typisch für Zwillinge sei. Auch die aktuelle Politik wird zwischendurch gestreift. So befürchtet er, dass der Urknall bis heute nicht erfolgt wäre, hätte man den Berliner Senat mit diesem beauftragt. Wie beim Berliner Flughafen wäre man bis heute mit dem Brandschutzkonzept beschäftigt.


Trotzdem beschreibt Vince Ebert die Erde als Glücksfall im Planetenlotto. Trotz Wüsten, Slums und Ostwestfalen seinen die Zustände auf der Erde paradiesisch. Menschen verfügten zwar über doppelt so viele Darmbakterien wie Gehirnzellen. Trotzdem seien diese mangels Kuschelfaktor nicht besonders beliebt. Ganz anders sei das zu seinem Unverständnis bei Pandas. „Was hat ein Pandabär jemals für uns getan?“, fragt Vince Ebert sein Publikum. Beliebt seien auch Löwen, doch sei das Sozialleben der Hyänen viel ausgeprägter berichtet Ebert und intoniert eine Melodie aus dem Musical „Der König der Löwen“.


Dann geht er wieder auf die Menschen ein. Auch die lebten manchmal nach dem „Fuck and Go“-Prinzip, sodass Frauen oft im Nachteil seien. Oft gelänge es diesen aber mit Geruch und Fingerlängen Signale für die optimale Partnerwahl zu entdecken. Laut Ebert ist die Länge des Ringfingers beim Mann Signal für den Testosteronspiegel. So hätte Frauen die Chance zur „Vermeidung genetischer Vollpfosten“. Eine Reihe von Physikerwitzen und Hinweise, warum Menschen nicht für das vegane Leben gemacht sind, schließen sich an. Kochen beschreibt Vince Ebert dabei als outgesourste Verdauung. In seinem Programm bietet Ebert nicht nur Informationen, sondern auch Denkanstöße. So sagt er zu technischen Innovationen: „Ohne die Erfindung der Glühbirne müssten wir heute noch bei Kerzenlicht fernsehen.“

Seitenhiebe auf zum Musikantenstadel schunkelnden Zuschauern, das Zölibat als Ausschluss aus dem Genpool und die Gefahren der Religionen für Frauen, Schwule, Unverheiratete und viele andere schließen sich an. Auch die Funkerausbildung bei der Bundeswehr, die „ethnische Säuberung“ der Umgebung durch Hauskatzen und der Stress durch immer mehr Entscheidungen werden angesprochen. Vince Ebert wagt sich damit auch an unpopuläre Themen und riskiert es, anderen auf den Schlips zu treten. Doch genau das macht gute Unterhaltung im Kabarett aus. Auch wenn die drei Hauptsätze der Thermodynamik den dreifaltigen Gott ersetzen. Das Hörbuch (ISBN 978-3-8445-1463-6) ist zum Preis von 14,99 Euro im Hörverlag erschienen. (SMC)