Dass ein Hörbuch nach zehn Jahren immer noch unterhaltsam und aktuell ist, hat Seltenheitswert. Mit „Kühn hat zu tun“ ist Jan Weiler das Kunststück gelungen. Sein Hörbuch aus dem Jahr 2014 – eine kleine Box mit sieben CDs und 8 Stunden und 50 Minuten Spielzeit – kann man auch zehn Jahre später noch hören, ohne auch nur das Gefühl zu haben, dass der Autor das Buch schon vor einer Dekade geschrieben und das Hörbuch auch selbst eingesprochen hat. Der unterhaltsame Text, basierend auf dem im Kindler Verlag erschienenen Buch, könnte genauso gut im Jahr 2024 spielen.
Der Autor nimmt seine Zuhörer mit in die Welt des Polizisten Martin Kühn. Der 44-jährige lebt in einer Neubausiedlung am Rande von München – und schlägt sich im Alltag mit all den Sorgen herum, die die meisten Mittelschichtfamilien heute genauso haben. Das Geld ist knapp. Die Karriere in der Sackgasse. Und in der Familie läuft alles aus dem Ruder. Dass der pubertierende Sohn seine Freizeit mit einer Gruppe Rechtsradikaler verbringt, das noch nicht abbezahlte Haus wohl auf versuchtem Boden steht und die rothaarige Nachbarin Martin Kühn fasziniert, sind nur Teilaspekte der unterhaltsamen Geschichte.
Die schlägt einen großen Bogen von einer Waffenfabrik, in der zur Nazizeit defektes Kriegsmaterial produziert wurde. Doch war das das Werk von Partisanen oder der Firmenchef doch kein Kriegsprofiteur? Auch in diesem Buch schafft es Jan Weiler, die Leser mit viel Liebe zum Detail mit in die Welt seiner Geschichte zu nehmen. Wer sich das Hörbuch holt, braucht Zeit und Muße, denn fast neun Stunden muss man gut zuhören, damit man die Erzählstränge nachvollziehen kann und erfährt, wie die Geschichte um Martin Kühn weitergeht. Das ist ideal für lange Autofahrten – und natürlich in der heutigen Version keine Sammlung von CDs mehr. Inzwischen gubt es eine Variante auf einer MP3-CD für 9,99 Euro. Und für vier Cent weniger den Download.
(SMC)