Das Iglu-Abenteuer beginnt in Garmisch-Partenkirchen. Rund zwei Stunden mit der Bahn vom Münchener Flughafen liegen die Talstationen der Bayerischen Zugspitzbahnen. Wer mit der Bahn kommt, findet die Zahnradbahn zum Zugspitzplatt gleich gegenüber vom Bahnhof. Wer mit dem Auto anreist findet Parkplätze unter anderem am Kreuzeck oder am Eibsee. An der Talstation kauft man eine Übernachter-Karte, die auch am Folgetag noch gültig ist. Entscheiden muss man bereits an dieser Stelle, ob man als Fußgänger oder Skifahrer buchen möchte, da die Karten für Skifahrer und Snowboarder teurer sind. Die bis 1930 erbaute Zahnradbahn bewältigt die Stecke von Garmisch in rund 75 Minuten, sodass man Gelegenheit hat die winterliche Landschaft zu genießen bevor die Bahn ihre Fahrt ab dem Riffelriss im Tunnel fortsetzt. Macht man sich früh auf den Weg kann man die Zeit vor der Ankunft im Iglu-Dorf nutzen, um auf dem Gletscher Pisten verschiedener Schwierigkeitsgrade zu fahren. Alternativ kann man den Ausblick oder die bayerischen Spezialitäten genießen und den anderen Gästen beim Skifahren zuschauen.
Um 16 Uhr treffen sich alle Gäste zum Kennenlernen im Restaurant Sonn-Alpin. Dort informieren die Guides ihre Gäste über die Besonderheiten bei der Iglu-Übernachtung und verteilen warme Expeditionsschlafsäcke mit Innenschlafsack. Wer an die Temperaturen im Iglu denkt, nutzt die Gelegenheit alle Flüssigkeiten und überzähligen Gepäckstücke auszupacken, statt diese mit ins „ewige Eis“ zu nehmen. Erste Gespräche entstehen und schnell stellt sich heraus, dass eine bunte Mischung abenteuerlustiger Gäste zusammengekommen ist. Ein junges Ehepaar aus Irland ist angereist. Eine Gruppe Arbeitskollegen betreibt Teambuilding. Ein frisch verliebtes Paar freut sich auf eine romantische Nacht im Eis.
Das Iglu selbst ist gigantisch groß und – so berichtet der Guide – aus Naturschnee hergestellt. Das kostet zwar Energie und Wasser, verhindert aber das schnellere Abschmelzen des Zugspitzgletschers. Im Eingangsbereich erwarten die Gäste gemütliche Sitzmöglichkeiten, eine kleine Bar mit heißem Tee und Glühwein. Der wird den Gästen als Begrüßungsgetränk gereicht während das ebenfalls angebotene Wasser in seinen Plastikflaschen zu Eis gefroren ist. Nach dem Kennenlernen bringen die Guides die Gäste durch Gänge aus Schnee zu ihren Schlafplätzen. Die Übernachtung im Standard-Iglu mit rund sechs Personen kostet pro Person von Montag bis Donnerstag 99 Euro und am Wochenende 119 Euro. Ein Romantik-Iglu für zwei kann man zum Preis von 166 Euro bzw. 193 Euro pro Person mieten. Beide sind mit einer die Kälte dämmenden Unterlage und Schaffellen ausgestattet. Doch während es im Standard-Iglu eher funktionell zugeht, sind die Romantik-Iglus liebevoll mit Eisskulpturen gestaltet. Gleich nachdem die Schlafsäcke verstaut sind, genießen die Gäste die warmen Sonnenstrahlen vor dem Iglu und beginnen angeregt zu plaudern. Kostenfreier heißer Tee und langsam tauendes Wasser sorgen dafür, dass es allen trotz der Höhenluft gut geht.
Nachdem es auf dem Gletscher immer ruhiger wird und die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, zieht es die Gäste aus der auf weit unter den Gefrierpunkt abgekühlten Nachtluft in das vergleichsweise moderat temperierte Iglu. Dort haben die Guides für ihre Gäste ein leckeres Käse-Fondue vorbereitet. Das schmeckt und wärmt zugleich und weckt neue Abenteuerlust in den Gästen. Ausleben kann man die in Form einer Nachtwanderung. Je nach Form und Interesse stehen eine kleine Runde um das Iglu und eine mehr als einstündige Wanderung zum Rand des Zugspitzplatts zur Auswahl. Mit Taschenlampen ausgestattet stapfen die meisten Gäste durch den tiefen Schnee und lassen sich trotz Erschöpfung, Müdigkeit und dünner Luft den traumhaften Blick ins Tal nach Österreich nicht entgehen. Andere haben die Zeit genutzt, um im Whirlpool zu liegen und den wunderschönen Sternenhimmel zu genießen und Sternschnuppen zu zählen. Abgelöst werden sie jetzt von den Wanderern, denen das heiße Bad ebenso gut tut. Eine beheizte Umkleide ermöglicht es die Winterkleidung gegen die Badesachen zu tauschen, um dann zwei oder drei Meter durch die eisige Kälte zu gehen bevor das warme Wasser für den Weg entschädigt. Wer aufpasst, dass die Haare nicht nass werden, kann wunderbare Momente im Wasser verbringen, ohne sich über den Temperaturunterschied von fast 50 Grad zwischen der Außenluft und dem Wasser Gedanken machen zu müssen. Dann geht es für die meisten nicht nur ins Iglu sondern müde und erschöpft aber glücklich gleich in den Schlafsack. Der wird erstaunlich schnell warm und sorgt für erholsamen Schlaf bis in die frühen Morgenstunden. Mit heißem Tee geweckt und nach dem anschließenden Frühstück auf dem Zugspitzgipfel auf 2962 Metern über dem Meeresspiegel haben die Gäste ihr außergewöhnliches Abenteuer beendet. Überwunden werden die rund 300 Meter Höhenunterschied vom Zugspitzplatt zum Gipfel mit Hilfe der Gletscherbahn der Bayerischen Zugspitzbahnen in nur vier Minuten. „Weißt Du, dass es Iglu-Dörfer noch an fünf anderen Orten gibt?“, höre ich ein junges Paar beim Frühstück wispern, das bereits Reisepläne für den nächsten Winter macht. Ob die Reise dann wohl nach Andorra (Grandvalira), Davos, Engelberg, Gstaad oder Zermatt geht?
Auf dem Zugspitzgipfel gibt es nicht nur verschiedene Restaurants und eine Wetterstation, sondern auch zahlreiche Informationen zur Geschichte des höchsten deutschen Gipfels und zum Bau der Eibsee-Seilbahn. Diese geht direkt vom Gipfel ins Tal und bietet den Gästen während der zehnminütigen Fahrt einen Atem beraubenden Blick ins Tal. Nach der Fahrt ins Tal und einem kleinen Fußweg fährt man mit der Zahnradbahn wieder nach Garmisch. Wer sich für das alpine Doppel und eine weitere Nacht auf einem Gipfel entscheidet, steigt allerdings schon am Kreuzeck aus. Am Ende der bekannten Kandahar-Skipiste beginnt die Kreuzeck-Seilbahn. In sieben Minuten geht es auf eine Höhe von 1651m mitten ins gut besuchte Skigebiet auf dem Kreuzjoch. Ein zumindest für Schneewanderer abenteuerlicher Fußweg am Rande der Skipisten bringt die Gäste auf direktem Weg zum Kreuzjochhaus.
Abseits des Trubels der Piste und mit wunderschönem Ausblick schmiegt sich die „Insel im Berg“ an den Hang. Das malerische Haus wurde aufwändig renoviert und hat dennoch seinen romantischen Charme erhalten. Damit ist es nicht nur für die Ruhe suchenden Urlauber eine gute Wahl, sondern auch für Firmen und Freundeskreise, die sich für Seminare oder zum Teambuilding treffen. Wer am Kreuzjochhaus ankommt, entdeckt im Winter als erstes die Schneebar vor dem Haus. Eine aus Eis gemauerte Bar lädt dazu ein auf der Terrasse Zeit zu verbringen und sich von einem anstrengenden Tag zu erholen. Auf der Sonnenterrasse finden bis zu 80 Personen Platz, während die Gaststube im Haus maximal 55 Personen Platz bietet. Das genügt vollauf, denn in den zehn Zimmern des Hauses stehen insgesamt 45 Betten. Vom romantischen Doppelzimmer mit echtern Kerzen bis zum praktischen Mehrbettzimmer mit Etagenbetten reicht das Angebot des Hauses, das auch kulinarisch überzeugen kann. So bietet es seinen Gästen nicht nur ein leckeres Frühstücksbuffet, sondern auch ein schmackhaftes 3-Gang-Menü wahlweise am Mittag oder zum Abendessen. Wer möchte, kann zu jeder Jahreszeit den Outdoor-Whirlpool nutzen und in diesem den Tag in den Bergen genießen. Optimal ist das Kreuzjochhaus nicht nur für Skifahrer, die am Morgen als erste auf dem Berg sein wollen und am Abend als letzte noch auf der Piste, sondern auch für Naturliebhaber und andere Touristen. Inklusiv Begrüßungsgetränk und auf Wunsch mit Schneeschuhwanderung kostet der Aufenthalt im Kreuzjochhaus an Wochentagen 65 Euro und am Wochenende 90 Euro pro Person. Buchen kann man die Nacht im Kreuzjochhaus in Verbindung mit dem Iglu-Dorf oder telefonisch unter 08821/50607.
Wer nach der Nacht im Kreuzjochhaus ins Tal zurückkehrt, ist nicht nur bestens erholt, sondern hat sich auch schon wieder ein Stück weit akklimatisiert. Das ist gut, denn das hochalpine Winterdoppel stellt gewisse Anforderungen an seine Gäste. Zwar sind im Gästebuch des Iglu-Dorfs auch Gäste mit Babys und Personen jenseits der 80 vermerkt, doch in erster Linie ist das Winterdoppel ein spannendes Abenteuer für junge Erwachsene. (SMC)