Bootsausflüge, Jeeptouren und Wanderungen sorgen für Abwechslung. Beim Canyoning oder Coastering können auch aktive Urlauber etwas Besonders erleben und an ihre Grenzen gehen. Dazu bietet die gebirgige Insel Hotels und andere Unterkünfte in allen Preisklassen und eine Vielzahl von Restaurants. Umgeben von Palmen und Bananenplantagen kann man auf der Blumeninsel eine Menge erleben.
Das erste Abenteuer bei einer Reise nach Madeira ist für manche Gäste schon der Flug. Häufiger als bei anderen Reisezielen können Flugzeuge auf der mitten im Atlantik gelegenen Insel nicht landen. Dann werden Ehrenrunden gedreht oder ein Ersatzflughafen angesteuert, um am nächsten Tag erneut den Anflug auf Funchal zu versuchen. Einmal gelandet, erlebt man eine entspannte und vielseitige Welt, die auch abenteuerlustigen Urlaubern viel bietet. Wer früh genug landet, kann am ersten Abend einen Jeep-Ausflug machen und bei der Tour vom Insiderwissen des Fahrers profitieren. Einer der Anbieter ist Jeff De Gouveia, Inhaber von „Hit The Road Tours Madeira“. Er holt seine Gäste mit dem Land Rover am Hotel ab. Die vierstündige Sonnenuntergangs-Tour (45 Euro pro Person) führt über steil ansteigende Straßen aus der Stadt in die Natur. Bei kurzen Zwischenstopps erklärt Jeff, der selbst in Südafrika aufgewachsen und nach Madeira, die Heimat seiner Vorfahren, zurückgekehrt ist, nicht nur das System der Levadas, über das die Felder mit Wasser versorgt werden, sondern ist auch ein guter Ratgeber für alle Themen rund um die Insel. Dass er einen Blick für außergewöhnlich schöne Orte hat, beweist ein Zwischenstopp an einem kleinen Wasserfall, an dem sich traumhafte Fotos machen lassen. Dann geht es weiter in Richtung Pico do Areeiro. Der dritthöchste Berg der Insel bietet rund um den Sonnenuntergang ein sehenswertes Panorama. Wer die Tour macht, sollte an warme Kleidung denken, denn selbst wenn es am Meer noch angenehm warm ist, wird es auf 1.800 Metern schnell kühl. Der Blick über die kargen Felsen und das Landschaftspanorama ist eines der Highlights der Insel. Während der Fahrt erklärt Jeff auf Englisch die Besonderheiten der Insel. Wer mag, kann zum Ende der Tour in einem kleinen Restaurant Rast machen oder sich gleich wieder zurück zum Hotel bringen lassen. Während der Fahrt erzählt Jeff nicht nur von der Insel, sondern auch aus seinem Unternehmerleben. Und auch für die Route hat es für jedes Wetter nicht nur „Plan A“, sondern auch „Plan B“ und „Plan C“.
Madeira ist nicht nur für seine Berge bekannt, sondern auch für das vielseitige maritime Leben vor seinen Küsten. Zweimal am Tag startet zum Beispiel das Segelschiff Santa Maria de Colombo vom Hafen Funchal aus. Das Schiff wurde 1988 im Fischerdorf Câmara de Lobos gebaut. Wer an Bord geht, erlebt das Meer wie die Seefahrer des 15. Jahrhunderts. Mit Motorkraft oder Segeln kreuzt das 22,3 Meter lange Schiff drei Stunden vor der Küste von Madeira. Von den verschiedenen Decks hat man durch die Takelage einen schönen Ausblick auf die Küste der Insel und das Meer. Fast wartet man darauf, dass düstere Piraten an Bord stürmen. Häufig werden während der Tour (35 Euro) Delphine oder Wale gesichtet – und im Sommer ist sogar ein Stopp zum Schwimmen eingeplant.
Wer den Meeressäugern noch näherkommen möchte, entscheidet sich für eine Fahrt mit dem „VIP-Catamaran“. Wie die anderen Anbieter von Katamaran-Touren verspricht dieser, dass bei 98 % der dreistündigen Touren Wale oder Delphine gesichtet werden. Dafür sorgt ein Netzwerk aus Tierbeobachtern auf der Insel, mit denen der Kapitän telefonisch in Kontakt steht. Die Besonderheit dieses Anbieters ist der grandiose Service. Die Besatzung versteht es, ihren Gästen alle Wünsche von den Augen abzulesen und serviert nicht nur die im Preis (57 Euro) enthaltenen Speisen und Getränke gerne und großzügig, sondern bietet auch fundierte Informationen zur Tierwelt. Kaum haben wir den Hafen von Funchal verlassen und es uns auf den Sonnenliegen bequem gemacht, hören wir ein Geräusch. Die Meeresbiologin zeigt uns wenige Meter vor dem Schiff einen massigen, dunklen Körper, der durch die Wellen gleitet. Mehrere Minuten beobachten wir die Pilotwale aus der Nähe, bevor wir die Tiere aus Tierschutzgründen wieder verlassen müssen. Später begegnen wir einer Schule Großer Tümmler und kommen auch diesen nah genug für schöne Erinnerungsfotos. Wer mag, kann sich vor der malerischen Kulisse der Steilküste des Cabo Girão in die kühlen Fluten stürzen und ein Bad im Atlantik nehmen. Die Rückfahrt führt an der Westküste der Insel entlang.
Eine Besonderheit auf Madeira sind die Levada-Wanderungen. Durch diese künstlich angelegten Kanäle wird das Wasser aus dem Gebirge abgeleitet und in die landwirtschaftlich genutzten Gebiete im Süden der Insel verteilt. Bis heute ist dieses im 15. Jahrhundert entstandene Bewässerungssystem in Betrieb. Da die Levadas regelmäßig gewartet werden müssen, liegen neben den meisten von ihnen kleine Wege, die auch Touristen durch die reizvolle Landschaft führen. Theoretisch könnte man die meisten Levada-Wanderungen auch auf eigene Faust machen, doch sowohl der Transfer zum Ausgangspunkt als auch die sich manchmal schnell ändernde Wetterlage machen die Wanderungen in Begleitung eines fachkundigen Guides interessant. Eine der beliebtesten Wanderungen ist unter dem Namen „Rabaçal - 25 Quellen“ bekannt. Zu dieser holt Sarah von Lido-Tours uns mit dem Bus ab. Rund 20 Leute haben sich für die Wanderung (37 Euro) entschieden. Da es an diesem Tag regnet, ist die Levada-Wanderung eine feucht-fröhliche Angelegenheit. Der Wanderweg durch die wilde Natur mag schon bei Sonnenschein ein eindrucksvolles Abenteuer sein – bei Regen sprudeln die Wasserfälle besonders stark und an manchen Stellen ist der Wanderweg vom Wasser aus der Levada überflutet. Als wir den großen Wasserfall erreichen, ist aus dem Weg ein kleiner Bach geworden. Wer mag kann sich trotzdem auf den Weg machen, und die wilde Natur erleben. Der Rückweg durch den Wald führt durch einen Tunnel. Dieser leitet das Wasser durch das Gebirge aus dem Norden in den Süden der Insel und ist nicht beleuchtet und damit Garant für einen abenteuerlichen Abschluss der Wanderung.
Mit breitem Wissen über die Natur überzeugt Emanuel. Vor über 30 Jahren hat der heute 70-jährige sein Unternehmen „Walking with Emanuel“ gegründet und ist bis heute mit großem Engagement in der Natur unterwegs. In seinem mit seinem Konterfei verzierten Kleinbus hat Emanuel kostenfrei leihweise Regenjacken und Wanderstöcke im Angebot. Dann beginnt die Wanderung entlang der Levada. Immer wieder bleibt der Guide stehen und zeigt verschiedene Pflanzen und Tiere. Die Namen kennt er in Portugiesisch, Englisch, Deutsch und in vielen weiteren Sprachen. Auf dem Weg kommen wir durch kleine Dörfer, aber auch durch unberührte Natur. Wie die Bewässerung in der Praxis funktioniert, zeigt Emanuel sehr anschaulich. Am Wegesrand öffnet er einen Metallschieber. Ein kleiner Bach versiegt und ergießt sich in die Levada. Auf dem Weg gibt uns Emanuel Petersilie, Mandarinen und andere Dinge, die er in der Natur für seine Gäste pflückt.
Einen gut organisierten Ausflug mit dem Kleinbus bietet Windsor-Tours an. Fahrer Igor, ein freundlicher, fachkundiger und professionell-zurückhaltender Begleiter, bringt uns zuerst zum Cabo Girão. 586 Meter über dem Meer und den an der Küste gelegenen Feldern wurde dort ein Skywalk gebaut. Nach dem eindrucksvollen Ausblick geht es weiter zu einer Bananenplantage. Igor führt durch diese und erklärt interessante Besonderheit beim Anbau der Bananen. Dann geht es weiter nach Porto Moniz. Wir halten kurz oberhalb der Stadt und sehen Porto Moniz wie aus der Vogelperspektive. Dann führt uns die Fahrt zur modernen Promenade direkt am Meer. Die Küstenstadt im Nordwesten von Madeira beeindruckt nicht nur mit ihren natürlichen Badebassins im Vulkangestein, sondern auch durch die Brandung der auf die Küste treffenden Wellen. Nach einem längeren Aufenthalt und der Möglichkeit das Naturschauspiel zu genießen, bringt Igor uns wieder zurück nach Funchal.
Wer mag kann am Abend in einem der vielen Restaurants in Funchal einkehren. Das Repertoire reicht vom günstigen regionalen Betrieb bis zur Sternegastronomie. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr das „Pau de Lume“. Küchenchef Carlos Gonçalves setzt in seinem Konzept-Restaurant auf portugiesische Gerichte und spricht damit sowohl Urlauber als auch Einheimische an. Viele der Gerichte werden in einem Holzkohle-Ofen zubereitet und bekommen so eine ganz besondere Geschmacksnote. Empfehlenswert sind nicht nur die Vorspeisen mit regionalem Thunfisch, sondern auch gegrillter Blumenkohl oder Garnelen aus dem Josper-Ofen. Im „Pau de Lume“ bestellt man die Beilagen separat, sodass man ganz nach dem eigenen Geschmack kombinieren kann. Bewusst lädt Carlos Gonçalves auch zum Probieren ein – mit separaten Sharing-Tellern kann man auch die anderen Gerichte am eigenen Tisch probieren. Natürlich wird dort auch der Madeira-Wein serviert. Der mit Brandwein angereicherte Likörwein ist in verschiedenen Süßegraden im Handel.
Wer noch mehr Abenteuer sucht, wird auf Madeira fündig. Die Insel gilt weltweit als eines der Ziele für Canyoning-Begeisterte. Und auch die felsige Küste bietet viele Möglichkeiten. „Epic Madeira“ nennt sich einer der Anbieter, der an der Küste bei Caniçal zum Coastering (60 Euro) einlädt. Markus und Ronaldo holen uns am Hotel ab. Die beiden sportlichen Männer haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Schon als Kind haben die beiden viel Zeit in und am Meer verbracht und sind von den Klippen ins Wasser gesprungen. Mit dem Auto geht es bis zu einem Parkplatz am Ende der Insel. Wo andere sich zu einer Wanderung zum Ponta de São Lourenço treffen, schlüpfen wir in den Neopren-Anzug. Ausgestattet mit Schutzhelm und Schwimmweste geht es nach einer Sicherheitseinweisung in Richtung Meer. Markus und Ronaldo sind selbst schon aus 17 bzw. 21. Metern Höhe ins Wasser gesprungen. Doch für Einsteiger geht es auch moderater. Aus rund einem Meter Höhe springen wir beim ersten Mal in den Atlantik. Nach einer kurzen Schwimmstrecke klettern wir an Land. Zuerst die Guides – und mit deren Hilfe dann die Urlauber. Wer mag macht wieder einen kleinen Sprung – wer mehr will kann mit einem der Guides aber auch ziemlich hoch klettern und von dort springen. Die beiden kennen die Küste wie ihre Westentasche und wissen genau, an welchen Stellen man gefahrlos ins Wasser springen kann. Zwischendurch machen wir eine kleine Pause in einem nur vom Meer aus erreichbarem, natürlichem Pool. Dann geht es weiter mit Klettern, Springen und Schwimmen. Nach mehr als zwei Stunden machen wir uns auf den Rückweg zum Parkplatz. Eine letzte abenteuerliche Klettertour bringt uns zurück.
In einer Woche kann man Madeira auf ganz unterschiedliche Weise entdecken. Wer sich auf örtliche Anbieter verlässt braucht keinen Mietwagen, sondern kann die Natur der Blumeninsel dank der Transfers einfach so genießen. Die meisten Anbieter holen ihre Gäste von Hotels in der Inselhauptstadt Funchal und aus der unmittelbaren Umgebung ab. Wer in der Stadt selbst übernachtet kann bei einem Besuch in der historischen Markthalle eine Vielzahl exotischer Früchte kennenlernen und manche davon auch probieren.
(SMC)