17. Nov. 2025

Reisen

Städte wie Comacchio und Ferrara beeindrucken mit ihrer reichen Geschichte und einer Vielzahl von historischen Gebäuden. Während Venedig von Touristen aus aller Welt überlaufen wird, können Touristen in der Provinz Ferrara noch ein authentisches Italien erleben. Genießer, die regionale Spezialitäten verkosten, sind in der Emilia-Romagna genauso gern gesehen wie Radfahrer, die die flache Lagunenlandschaft mit Muskelkraft oder dem E-Bike erkunden.

Ein Venedig im Kleinformat

Erbaut wurde Comacchio einst auf 13 kleinen Inseln auf den Resten der etruskischen Siedlung Spina. Zwischen den Häusern liegen malerische Kanäle, auf denen einst alle Waren in der Stadt transportiert wurden. Wer in der Stadt unterwegs ist, kann entlang der Kanäle flanieren. Am Zusammenfluss von fünf Kanälen wurde 1638 oberhalb des alten Fischmarkts die mit fünf Treppen und einem Plateau aus Istriastein ausgestattete Brücke Trepponti errichtet. Mehr über die Geschichte des Ortes erfährt man im „Museum Delta Antico“, das in den Räumen eines Krankenhauses aus dem 18. Jahrhundert eingerichtet wurde und nicht nur die Funde aus den Villen und Palästen der Gegend zeigt, sondern auch die Fracht eines Schiffes aus der Zeit von Kaiser Augustus. Das Museum hat für alle Sinne etwas zu bieten: Auf einer Tasttheke können einige Exponate mit den Händen erkundet werden. An anderen Stellen werden antike Essenzen versprüht, sodass man den Geruch vergangener Zeiten wahrnimmt.

Die Stadt der Aale

In den flachen Gewässern rund um Comacchio wurden traditionell Aale gefangen. Eigens errichtete Fischfallen ermöglichten die „Ernte“ der Fischer in großen Massen. In der „Manifattura de Marinati“, in der die Aale einst im Akkord verarbeitet wurden, sind heute noch 12 Kamine in einer Museumswerkstatt erhalten geblieben. Auf langen Spießen werden an manchen Tagen Aale gegrillt und anschließend in Essig-Salz-Lake eingelegt. Genau wie das Salz aus der 500 ha großen und bis 1985 aktiven Saline waren die Aale über lange Zeit ein bedeutendes Produkt für den Export. Während die industrielle Produktion schon lange ausgelaufen ist, hält nicht nur das Museum die Geschichte lebendig. Auch das jeweils im Herbst und in 2025 schon zum 27. Mal stattfindende Aalfest „Festa dell' Anguilla“ erinnert an die kulinarische Tradition.

Mit dem Fahrrad um die Lagune

Die flache Lagunenlandschaft und die vielseitige Naturlandschaft machen Comacchio zu einem interessanten Ziel für Radfahrer. Gleich, ob bei einer 56 km Rundfahrt um die ganze Lagune oder bei Teilabschnitten gibt es am Wegesrand einiges zu entdecken. Nicht weit von den breiten Stränden von Comacchio kann man Rosa Flamingos beobachten, die durch die Lagune stelzen. In einem Museum ist eine Rekonstruktion der etruskischen Siedlung Spina zu sehen. Die historischen Gebäude wurden aus Holz, Schilf und Lehm errichtet. Der schönste Teil der Wegstrecke ist die „Argine degli Angeli“, ein 5,4 km langer Radweg im südlichen Teil der Lagune. Der Radweg führt auf einem schmalen Damm mitten durch die Lagune und bietet so eindrucksvolle Perspektiven auf die Wasserlandschaft. Interessant sind auch die Fischerhäuser am Rand der Kanäle, vor denen riesige Netze hängen, mit denen die Fischer bis heute Fische und Krabben fangen. Dort starten auch Touren mit dem Elektroboot durch Teile der unter Naturschutz stehenden Lagune.

Die moderne Musterstadt Ferrara

Rund 40 km von Comacchio ist im 7. Jahrhundert vor Christus eine byzantinische Festung entstanden. Im Mittelalter wurde daraus ein Knotenpunkt für den Handel. Später entstand an gleicher Stelle in der Renaissance eine prachtvolle Stadt. Vom 13. bis 16. Jahrhundert wurde diese vom Herrscherhaus von Este regiert. Deutlich sichtbar ist das an der von einem Wassergraben umgebenen Prachtburg in der Stadtmitte. Das „Castello Estense“ ist nicht nur Wahrzeichen der Stadt, sondern kann bis zur grundlegenden Restaurierung im nächsten Jahr von Besuchern der Stadt besichtigt werden. Umgeben ist die Stadt von einem Wallgraben, auf dem man die Stadt zu Fuß oder mit dem Fahrrad umrunden kann. Doch auch in den Straßen von Ferrara gibt es eine Menge zu entdecken von der Kathedrale San Giorgio über den Palazzo Schifanoia mit seinen interessanten Fresken und dem frei zugänglichen Park mit Rosengarten bis hin zu prachtvollen Privatgebäuden überall in der Stadt. Dank der Mischung aus Renaissance und mittelalterliche Architektur zählt die Stadt, die manchmal wie ein belebtes Museum unter freiem Himmel wirkt, seit 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Kulinarik erleben

Während die Landschaft des Podeltas vom Meer, den Lagunen und den durch Trockenlegungen entstandenen landwirtschaftlichen Flächen geprägt ist, orientiert sich die Kulinarik in der Region an den vielen lokalen Produkten von Aal über Kürbisse bis hin zu speziellen Nudelrezepten. Als das beliebteste Gericht der regionalen Küche gelten die Cappellacci mit Kürbis. Wie diese Nudeln produziert werden, kann man bei einer Vorführung im Ferrara Store direkt neben dem „Castello Estense“ erleben. Der Teig, gemacht nur aus Mehl und Ei, wird dünn ausgerollt und dann mit einer Mischung aus Kürbis, Parmesan und Muskat gefüllt. Kunstvoll gefaltet entstehen die Rohlinge der Cappellacci, die anschließend in heißem Salzwasser gekocht werden, bis die Nudeln vom Boden des Topfes an die Oberfläche steigen. Mit geschmolzener Butter und Salbei schmecken die Cappellacci besonders gut und runden den Tag in der Podelta-Region in einem der vielen gastronomischen Betrieb gelungen ab.

(SMC)