Moore sind nicht nur wertvoll für den Klimaschutz, sondern auch attraktive Landschaften, in denen Gesundheitstourismus und Erholungsurlaub Hand in Hand angeboten werden. Ein gutes Beispiel ist die Region Oberschwaben-Allgäu, in der mit dem Federseemoor das größte Moor Südwestdeutschlands liegt. Das Moor und seine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt kann man auf vielfältige Weise erleben.
Das größte Moor Südwestdeutschlands
„Mythos Moor“ nennt sich eine Mitmach-Führung, bei der die Geologin Kerstin Wernicke vom NABU-Naturschutzzentrum Federsee durch das Ried führt. Das 33 km² große Moorgebiet hat eine Menge zu bieten. Ein 1.486 Meter langer Steg mit Besucherplattform führt an den sonst unzugänglichen Federsee. Für viele seltene Tier- und Pflanzenarten ist das Gebiet zu einem Refugium geworden. 272 Vogelarten, 12 Fledermausarten, 17 Fischarten und 700 Pflanzenarten wurden in dem Moorgebiet gezählt. In den Lebensräumen Streuwiese, Schilf, Ufer und See gibt es das ganze Jahr über eine Menge zu entdecken. In den frühen Morgenstunden kann man mit Dr. Klaus Mendla zur Vogelbeobachtung aufbrechen. Vom um diese Uhrzeit noch menschenleeren Steg entdeckt man die zahlreichen im Moor lebenden Vogelarten. In aller Ruhe lauschen die Gäste den Gesängen von Teichrohrsänger, Braunkehlchen, Kiebitz, Rohrammer und Co., die immer wieder beim Spaziergang über den Steg zu sehen sind.
Ein Moor mit mehr als 15.000 Jahren Geschichte
Das Moor hat eine lange Geschichte. Da es tausend Jahre dauert, bis ein Meter Torf neu gebildet ist, erlaubt der Blick in tiefere Schichten eine Reise in die Geschichte der Region. Eingeschlossen im Torf, in dem viele zersetzende Bakterien wegen des im Boden enthaltenen Wassers nicht arbeiten können, und damit gut erhalten wurden Waffen, Werkzeuge, Schmuck und Textilien aus den letzten 15.000 Jahren im Federsee-Ried gefunden. Im Moorgebiet wurden jungsteinzeitliche, bronzezeitliche und keltische Fundstellen entdeckt. Die Fundstücke können im Federseemuseum gesehen werden. Und auf dem Freigelände kann man in den verschiedenen Nachbauten der Pfahlbauhütten einen Eindruck davon bekommen, wie die Menschen damals gelebt haben. Ein Highlight für die Besucher des Museums ist auch die Fahrt über das Wasser mit dem Einbaum. Dem typischen Fortbewegungsmittel aus der Jungsteinzeit, welcher an ein Kanu aus einem am Stück geschnitzten Baumstamm erinnert. Der Einbaum wurde in mehr als 400 Arbeitsstunden in Handarbeit aus dem Stamm einer Douglasie gefertigt.
Ein „Wackelwald“ beeindruckt
Am Rand des Rieds wachsen Moorbirken, Kiefern, Fichten und Ebereschen auf dem weichen Moorboden. Ein rund 600 Meter langer Pfad führt in die Nähe eines ehemaligen Eisweihers, in dem im Winter Eis zur Kühlung des Bierkellers einer Brauerei gewonnen wurde, und rund um den der Boden an ein Moortrampolin erinnert. Wer hier mit Kraft auf den Boden springt, bringt damit nicht nur den Boden, sondern auch die benachbarten kleineren Bäume zum Wackeln.
Ein Ried mit Alpenpanorama
Auch das Wurzacher Ried in Bad Wurzach ist als größtes intaktes Hochmoor Mitteleuropas ein attraktives Ausflugsziel. Eine Tour mit dem E-Bike rund um das Ried bietet nicht nur ein authentisches Naturerlebnis, sondern bei schönem Wetter auch einen Blick auf das Alpenpanorama. Dr. Siegfried Roth, Leiter des Naturschutzzentrums, informiert bei Führungen über die Geschichte des Moores und dessen Kulturgeschichte. Torf wurde im Wurzacher Ried bis 1996 abgebaut. Die Züge und Gleise der Torfbahn sind heute zu einer Museumsbahn geworden, mit der man auf den Spuren der Torfstecher ins Ried eintauchen kann.
Vom Torfwerk zum Torfmuseum
Im ehemaligen Zeiler Torfwerk wurde ein Torfmuseum eingerichtet. Es erzählt die Geschichte des Torfabbaus in den letzten zweihundert Jahren auf informative und unterhaltsame Weise. Dabei kommen auch der Torfabbau für die örtliche Glasfabrik, die Nutzung des Wurzacher Rieds als Bombenabwurfplatzes während des 2. Weltkriegs und der Abbau des Moores für Gesundheitsanwendungen zur Sprache. Auch außerhalb des Museums sind die Spuren des Torfabbaus ein Erlebnis. Ein Torflehrpfad zum durch den Abbau in seiner heutigen Form entstandenen Riedsee erklärt, wie der Torf einst gewonnen und als Brenn-, Streu-, Garten- oder Badetorf genutzt wurde.
Thermen für modernen Gesundheitstourismus
Und auch die ehemalige Kantine der Torfstecher hat eine neue Verwendung gefunden. In den gemütlich rustikal eingerichteten Gasträumen setzt die Museumswirtschaft „Zum Wurzelsepp“ auf schwäbische Gerichte. Das angrenzende Thermalbad „feelMOOR“ mit Innen- und Außenbecken sowie Saunalandschaft laden am Abend zu entspannenden Stunden ein. Dabei kommen auch heute noch wärmende Moorpackungen zum Einsatz. Und auch in Bad Buchau kann man sich verwöhnen lassen. Das Wellnesshotel „Gesundheits-Bad Buchau“ ist direkt an die Adelindis Therme angebunden. Mit acht verschieden temperierten Thermalbecken und eine über 5.000 m² große Saunalandschaft mit sieben Saunen ist die Therme gerade in den Wintermonaten ein beliebter Anziehungspunkt.
Wasser als Quell des Lebens
Auch in Weingarten spielt das Wasser eine wichtige Rolle. Vor über tausend Jahren erbauten Benediktiner-Mönche ein weit verzweigtes Wassersystem, um die Stadt mit frischem Wasser zu versorgen. Ein Wasserbauhistorischer Wanderweg erzählt heute am künstlich angelegten „Stillen Bach“ inmitten einer malerischen Naturlandschaft, wie die Mönche sich das Wasser nutzbar gemacht haben und was das für die Entwicklung der Stadt bedeutet hat. Siegfried Welz-Hildebrand begleitet als ehrenamtlicher Landschaftsführer Gäste bei der Entdeckung des Kanalsystems der Pioniere des Wasserbaus.
(SMC)