Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, werden Reiseziele mit positivem Gruselfaktor für viele Menschen interessanter als im hellen Hochsommer. So auch das rumänische Transsilvanien, in dem der Legende nach Graf Dracula sein Unwesen trieb. In der Ortschaft Bran kann man das Schloss Bran besichtigen, welches als Schloss Dracula vermarktet wird und allein in 2022 rund 720.000 Besucher anzog. Und auch die Schlösser Peleș und Pelișor in der auf dem Rückweg nach Bukarest liegenden Stadt Sinaia sind eine Reise wert.
In Bukarest geht es los
Ausgangspunkt für eine Reise nach Transsilvanien ist die rumänische Hauptstadt Bukarest. Der Flughafen Henri Coandă (OTP) wird regelmäßig von Deutschland aus angeflogen – und ist mit dem Bus nur rund 46 Minuten von der Bukarester Innenstadt entfernt. Dort kann man zum Beispiel den heutigen Parlamentspalast besichtigen. Von 1.100 geplanten Räumen wurden nur 400 fertiggestellt – und doch weiß niemand, wie man die riesigen Flächen nutzen soll. Bei einer Führung durch den im Auftrag des früheren Staatsführers Nicolae Ceaușescu als „Haus des Volkes“ gebauten Monumentalbaus kann man sich einige der prunkvollen Räume im Erdgeschoss anschauen und sehen, was 700 rumänische Architekten und 20.000 Bauarbeiter auf die Beine gestellt haben.
Mit dem Zug nach Brașov
Wer den Trubel der Hauptstadt, in deren Partymeile die Bässe der Musik aus den Bars und Clubs am Wochenende bis zum Morgengrauen wummern, hinter sich lassen möchte, setzt sich in den Zug nach Brașov. Dort angekommen fallen zunächst die an den Hollywood-Schriftzug erinnernde Buchstaben „B R A S O V“ auf dem Berg Tâmpa ins Auge. Doch auch die schmucke Altstadt begeistert. Das nach einem Brand im Jahr 1689 „Schwarze Kirche“ genannte Gotteshaus mit seiner eindrucksvollen Orgel von H. C. A. Buchholz kann besichtigt werden. In der Kirche haben verschiedene Zünfte ihre reich geschmückten Sitzbänke aufgestellt. Auch das historische Rathaus mit seinem markanten Turm, in dem der Magistrat der Stadt über 500 Jahre seinen Sitz hatte, fällt ins Auge. Oberhalb der Stadt liegen der weiße und der schwarze Turm als Teile der ehemaligen Verteidigungsanlage. Die sehenswerte Zitadelle ist aktuell noch geschlossen. Dafür kann man mit der Seilbahn auf den Tâmpa fahren – oder den Gipfel erwandern.
In den Mauern von Graf Dracula?
Mit dem Bus gelangt man von Brașov in die Ortschaft Bran. Dort steht die Höhenburg Schloss Bran aus dem 13. Jahrhundert. Diese wird als Schloss Dracula bezeichnet, obwohl das reale Schloss wenig mit der Beschreibung aus dem Roman von Bram Stocker gemeinsam hat. Auch das historische Vorbild der Romanfigur, Fürst Vlad III, war wohl nie in Bran zu Gast. Doch selbst wenn die Anlage nur als Grenz- und Zollburg fungierte und keine Vampire beheimatete, kann man sich auf den knarrenden Dielen des historischen Gemäuers hervorragend in die Welt der Dracula-Filme hineinversetzen. Zudem kann man sich historische Möbel und eine Multimedia-Ausstellung über Fabelwesen anschauen.
Auf dem Rückweg – Schloss Peleș
Ungefähr auf halber Strecke zwischen Brașov und Bukarest liegt die sehenswerte Stadt Sinaia. In rund 20 Minuten erreicht man vom Bahnhof aus Schloss Peleș. Das Schloss wurde in der Zeit von 1873 bis 1883 in der traumhaften Bergkulisse für den damaligen rumänischen König Carol I. gebaut. Erker und Fachwerk erinnern an Schlösser in Deutschland und Österreich, in denen der König seine Jugend verbrachte. Sehenswert sind nicht nur die imposanten Wandgemälde und Skulpturen, sondern auch die Holzarbeiten in den verschiedenen Räumen. Wer das Schloss heute besucht, kann einige der 160 prunkvollen Räume besuchen. Im Erdgeschoss sind die Skulpturen und Möbel besonders eindrucksvoll. Ein zusätzliches Ticket braucht man für die erste Etage, in der weitere Räume und zusätzliches Inventar zu sehen sind. Einen weiteren Aufpreis kostet die zweite Etage, in der die Räume weniger prunkvoll ausgestattet sind. Kostenfrei kann man den opulent gestalteten Garten des Schlosses besuchen und über die Terrassen flanieren. Auf Wiesen rund um das Schloss kann man Eichhörnchen und Füchse beobachten, die sich an die vielen Menschen gewöhnt haben und sich fotografieren und sogar füttern lassen.
Ein Ort mit zwei Schlössern
Nur 300 Meter weiter liegt Schloss Pelișor. König Carol I. ließ dieses Schloss im Chaletstil für den späteren König Ferdinand erbauen. Bei einem Rundgang durch einen Teil der 99 Räume des Schlosses kann man wertvolle Möbel und Kunstwerke betrachten und eintauchen in das Leben des früheren rumänischen Königshauses.
Transsilvanien – Eine Reise wert
Ohne Zweifel ist das rumänische Transsilvanien eine Reise wert. Die wildromantische Landschaft mit Bergen, Wäldern und Schlössern bezaubern Natur- und Kulturliebhaber. In den meisten Orten kommt man mit Englisch weiter – und auch die touristische Infrastruktur von Hotels über Restaurants bis hin zu den Sehenswürdigkeiten ist attraktiv gestaltet. Wer auf Graf Draculas Spuren wandeln möchte, macht das am besten in Transsilvanien.
(SMC)