Im 12. und 13. Jahrhundert entstand am südlichen Ufer der Elbe eine nicht nur für Radfahrer und Spaziergänger interessante Kulturregion. Im damals von niederländischen Arbeitern entwässerten Alten Land, in dem heute 22 Millionen Obstbäume blühen, gibt es nicht nur 650 Obsthöfe, sondern auch 1.000 Kilometer ausgeschilderte Radwege und eine reiche Kulturgeschichte zu erleben. Dr. Gerd Palm kennt sich aus mit dem größten Obstanbaugebiet Nordeuropas.
Unterwegs im Alten Land
Der Altländer Gästeführer radelt mit seinen Gästen zu Prunkpforten, mit denen ihre Besitzer einst ihren Reichtum zeigten. Und er bringt sie zu mit Reet gedeckten Fachwerkhäusern. Anschließend geht es zum Museum Altes Land in der kleinen Ortschaft Jork. Das Museum informiert nicht nur über Obstbau und Landwirtschaft, sondern zeigt auch den Schmuck, die Trachten und die Wohnkultur der Region. Moderne Landwirtschaft kann man auf dem nicht weit vom Museum liegenden Herzapfelhof kennenlernen. Bei einem Rundgang durch den Obstgarten lernt man viele verschiedene Apfelsorten kennen. Zur Erntezeit kann man selbst Äpfel und anderes Obst pflücken und vom Bio-Obsthof mit nach Hause nehmen. Wer mag kann auch eine Bio-Apfelbaum-Patenschaft übernehmen.
Stade setzt auf´s Wasser
Die Hansestadt Stade ist von Wasser geprägt. Rund um die tausendjährige Altstadt erstrecken sich der kleine Fluss Schwinge und der Burggraben. Während im Stadthafen Museumsschiffe zu sehen sind und Ausflüge in Richtung Elbe angeboten werden, liegt im ehemaligen Hansehafen im Zentrum der Stadt ein historisches Transportschiff. Der Burggraben ist ein beliebter Ort bei Einheimischen und Gästen. Am Stade-Beach am Holzhafen starten die Fleetkähne Aurora und Anton. Wolfgang Schmidt (82) ist einer der ehrenamtlichen Kapitäne, die die Boote steuern und dabei Wissenswertes über die Stadt und ihre Geschichte erzählen. Wer selbst auf Tour gehen möchte, kann ein SUP-Board oder Kajak mieten. Neu eingerichtet wurden zwei Paddeltrails auf der Schwinge. Der History-Trail auf dem Wasser führt zu 14 Stationen von der Kammerschleuse bis zur Schwedenschanze. Ein Trimm-Dich-Pfad auf dem Wasser trainiert an 15 Stationen Koordination, Stabilität und Kräftigung. Gemütlicher ist es auf dem elektrisch betriebenen BBQ-Donut. Auf dem kleinen Boot kann man gemütlich grillen und den Abend ausklingen lassen.
Kultur und Hansegeschichte
Im mittelalterlichen Stadtkern sind nicht nur viele Fachwerkhäuser zu sehen, sondern auch andere charakteristische Gebäude. Der mächtige Schwedenspeicher zeigt heute eine Sammlung zur Stadt- und Regionalgeschichte. Mit einer Virtual-Reality-Brille kann man sich virtuell in das Jahr 1620 versetzen lassen und durch die Stadt bummeln. Ein historischer Holzkran am Fischmarkt erinnert daran, wie sehr der Handel die Stadt geprägt hat. Und auch ein Besuch in der Kirche St. Cosmae lohnt sich. Besuchen kann man auch die Stader Museumsinsel, auf der unter anderem eine Mühle und andere historische Gebäude zu sehen sind.
Buxtehude – Eine Stadt mit Hase und Igel
Grimms Märchen haben die Geschichte des ungleichen Wettlaufs von Hase und Igel weltbekannt gemacht. Der Ursprung der Geschichte soll im beschaulichen Buxtehude liegen, das den ungleichen Tieren in der Innenstadt sogar ein Denkmal gesetzt hat. Einen guten ersten Eindruck von der Stadt vermittelt eine Erlebnisführung mit dem Nachtwächter. Ausgestattet mit Hellebarde und Laterne führt dieser durch das nächtliche Buxtehude und erzählt aus der bewegten Geschichte der Stadt. Die Führung öffnet nicht nur die Türen des sonst am Abend geschlossenen historischen Rathauses, sondern auch zur gotischen Backsteinbasilika Sankt Petri. Auch zum innerstädtischen Hafen, der gemeinsam mit der Stadt angelegt wurde, und zum halbrunden Wehrturm Marschtorzwinger gibt es einiges zu erzählen. Tagsüber kann man das 2021 neu eröffnete „Buxtehude Museum für Regionalgeschichte und Kunst“ entdecken. Die Ausstellung über die wechselvolle Geschichte der Hansestadt zeigt auch archäologische Funde. Dazu gehören zum Beispiel kostbare Gläser wie ein Rüsselbecher. Zudem werden sakrale Kunst und ein kleines Kunstkabinett präsentiert.
Eine einladende Region
Die fahrradfreundliche Region in der Nähe von Hamburg ist ein reizvolles Ziel für einen Kurzurlaub. Nicht nur zur Kirsch- und Apfelblüte kann man die Kulturlandschaft entdecken und in den Hansestädten Stade und Buxtehude eine gelungene Verbindung zwischen Stadtgeschichte und moderner Stadtidylle erleben. Vielseitige Gastronomie, ein attraktives Kulturangebot und das Flair der von Wasser und ihrer Vergangenheit in der Hanse geprägten Städte macht diese interessant. Auch sportliche Urlauber werden sich wohlfühlen, denn in der Region kann man nicht nur auf zwei Rädern, sondern auch auf dem Wasser aktiv werden und die Region mit dem SUP-Board oder dem Kajak erkunden. Kein Wunder, dass die Region die 2019 erreichte Zahl der Übernachtungen längst wieder überschritten hat.
(SMC)