06. Feb. 2025

Reisen

Seit zehn Jahren bietet die Wandertrilogie im Allgäu ein vielseitiges Wandererlebnis. Die gut ausgeschilderten Wege erstrecken sich über 876 Kilometer. Das Wegenetz ist in Wiesengänger-, Wasserläufer- und Himmelsstürmer-Route eingeteilt. Während die 22 leichten Etappen für Wiesengänger über insgesamt 424 km in erster Linie durch Wiesen und Moore führen, sind Wasserläufer auf 383 km in 26 Etappen entlang an Wasserwegen, Seen und kleinen Wasserfällen unterwegs. Anspruchsvoller sind die 24 Etappen für Himmelsstürmer, da die 359 km deutlich mehr Höhenmeter beinhalten. Trainierte Wanderer, die die Abgeschiedenheit der Höhenlagen suchen, können diese besonders genießen.

Wiesengänger sind Kulturwanderer

Die Ortschaft Eintürnen im Nord-Westen des Allgäus ist der Ausgangspunkt für eine 21,83 km lange Etappe. In rund dreieinhalb Stunden kann man 76 Höhenmeter Aufstieg und 122 Höhenmeter Abstieg in der von Seen und Kapellen geprägten Landschaft entspannt zurücklegen. Offene Wiesen bieten bei schönem Wetter einen Blick auf das Alpenpanorama. Waldwege sorgen an heißen Tagen für angenehmen Schatten. Ein Kreuzweg am Wegesrand, kleine Kapellen und auch die beiden imposanten Schlösser in Kißlegg sorgen für kulturelle Inspiration. Der Aussichtspunkt Buschel mit einer kleinen Schutzhütte ist ein guter Zwischenstopp für eine Rast und auch, um den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen.

Das neue Schloss in Kißlegg

Das oberschwäbische Kißlegg feiert in diesem Jahr sein 1.200-jähriges Jubiläum. Wahrscheinlich leben im Gebiet der Kißlegger Seenplatte noch viel länger Menschen, denn die eiszeitlichen Seen boten nicht nur für den Fischfang, sondern auch für den Warentransport optimale Bedingungen. Einige der Seen und die im späten Mittelalter aufgestauten Moore machen die Gegend nicht nur für Wanderer interessant, sondern sorgen wie der Holzmühleweiher auch bei Badegästen für Erfrischung. Besuchen sollte man auch das zwischen 1721 und 1727 erbaute Neue Schloss. Wandmalereien in prunkvollen Räumen, Stuckdecken und auch die Sibyllenfiguren des Barockkünstlers Joseph Anton Feuchtmayer im Rokokotreppenhaus machen das Schloss sehenswert.

Als Wasserläufer durch die Hausbachklamm

Je anspruchsvoller das Gelände, umso kürzer die einzelnen Etappen. Wer als Wasserläufer von Oberreute nach Weiler-Simmerberg unterwegs ist, legt in vier Stunden knapp zwölf Kilometer zurück. 190 Höhenmeter Aufstieg und 413 Höhenmeter Abstieg machen die Route anspruchsvoll. Der schönste Teil der Route führt durch die Hausbachklamm. Der im oberen Teil der Schlucht sanft plätschernde Hausbach hat sich über Jahrtausende tief in den Felsen eingeschnitten, sodass eine Reihe sehenswerter Wasserfälle entstanden ist. Der Weg führt durch den Wald und am Bach entlang. Holzstege und Brücken haben den Weg durch die Klamm erst möglich gemacht – eine Seilrutsche über den Bach, Bänke und ein Grillplatz machen die Klamm noch interessanter.

Geschichte in Weiler-Simmerberg

Am unteren Ende der Klamm liegt die Ortschaft Weiler. Mit ihren traditionellen regionalen Produkten ist der Ort einer von hundert Genussorten in Bayern. Brauerei, Sennerei und Schokoladenmanufaktur sorgen hier für besondere Geschmackserlebnisse. Auch geschichtlich gibt es einiges zu entdecken. Am Kirchplatz liegt das heutige Rathaus aus dem Jahr 1681. Seine rot-weiß-roten Fensterläden erinnern daran, dass Weiler für zwei Jahrhunderte österreichisch war. Das Kornhaus am Hausbach wurde einst eingerichtet, um die Weilerbürger bei Missernten vor Hunger und hohen Kornpreisen zu schützen. Heute beherbergt es ein Museum mit Arbeitsgeräten von Bauern und Handwerkern sowie wechselnde Kunstausstellungen.

Himmelsstürmer zieht es in die Berge

Wer die Berge mag, wird die Himmelsstürmer-Routen besonders genießen. Eine davon führt von Bad Hindelang ins Tannheimer Tal. 14,51 Kilometer mit 943 Höhenmeter Aufstieg und 660 Höhenmeter Abstieg dauern gut sechseinhalb Stunden. Karge Hänge, Latschenkiefern und Wasserfälle gehören zu den Höhepunkten der grenzüberschreitenden Wanderung. Zum Konzept der Wandertrilogie gehören nicht nur die gute Ausschilderung der Wege und informative Treffpunkte in den verschiedenen Orten, sondern auch ein Gepäcktransport für Wanderer, die mehrere Etappen bewältigen und ohne großes Gepäck wandern möchten. Pro Etappe und Gepäckstück kostet der Gepäckservice 17 Euro.

(SMC)