17. Nov. 2025

Reisen

„Kultur hält eine Stadt zusammen“, so Dr. Daniel Gardemin aus dem Kulturausschuss der Stadt Hannover. Der Ausschuss hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Stadt Hannover, die oft irgendwo „zwischen Hamburg und Berlin“ verortet wird, in Sachen Kultur in die erste Liga zu bringen. Damit knüpft die niedersächsische Landeshauptstadt an eine lange Tradition an. Wo schon Könige und Kurfürsten sich für Kunst und Kultur begeisterten, gilt es nun nicht nur gut eine halbe Million Einwohner, sondern auch Gäste der Stadt mit einem vielfältigen Kulturangebot zu begeistern. Dass das manchmal gar nicht leicht ist, zeigt die Geschichte der „Nanas“. Als die bunten und drallen Skulpturen im Stadtbild auftauchten, sammelte eine Bürgerinitiative tausende Unterschriften gegen die „Scheußlichkeiten“. Doch mit der Zeit gewöhnten sich die Hannoveraner an die Kunstwerke, die längst zu den beliebtesten Fotomotiven im Stadtbild gehören und zum Grundstein für die wachsende Skulpturenmeile Hannovers wurden.

Ein erster Eindruck aus dem Bus

Einen ersten Eindruck gewinnt man bei einer Fahrt mit der „Red Bus Tour“. Der Hop-on-Hop-Off-Doppeldeckerbus informiert nicht nur über die Geschichte und Kultur der Stadt, sondern bietet auch die Möglichkeit, an interessanten Orten auszusteigen und mit einem späteren Bus weiterzufahren. Angesteuert werden nicht nur der Erlebnis-Zoo, sondern zum Beispiel auch das Neue Rathaus, der Maschsee und die Herrenhäuser Gärten. So kann man sich ein individuelles Besichtigungsprogramm rund um die Bustour zusammenstellen und sich stressfrei mit dem Bus zu den verschiedenen Programmpunkten bringen lassen. Nebenbei erfährt man Wissenswertes aus der Stadtgeschichte, wie dass die Firma Bahlsen durch Eindeutschung des englischen Wortes „cake“ die Bezeichnung „Keks“ erfunden habe.

In der Innenstadt ist viel zu entdecken

Vor 25 Jahren, zur Weltausstellung „EXPO 2000“, entstand auf dem Platz vor dem Bahnhof ein außergewöhnliches Projekt. Seitdem erklingt aus dem Musikgully Tag und Nacht Musik. Die Playlist wird ehrenamtlich bestückt und beinhaltet zum Beispiel die Musik von Künstlern aus Hannover. Ebenfalls musikalisch ist das aktuelle Projekt „Piano Bombing“. Ausrangierte Klaviere werden aufbereitet, von regionalen Künstlern gestaltet und dann an geeigneten Orten im Stadtbild aufgestellt. Dort hat jeder die Möglichkeit, auf den Pianos zu spielen und so selbst zur musikalischen Verschönerung des Stadtbilds beizutragen. Damit das in Zukunft an noch mehr Stellen möglich ist, soll auf dem Platz vor der Oper ein Beton-Klavier aufgestellt werden, das das ganze Jahr über und unabhängig vom Wetter gespielt werden kann. Das passt gut zu den Plänen der Oper das Image eines elitären Wolkenkuckucksheims abzulegen und sich für ein breiteres Publikum zu öffnen. Neben der samstäglichen Veranstaltungsreihe „Offenes Foyer“, bei der die Staatsoper Hannover Interessierten ihre Räume öffnet, einen Blick auf eine laufende Probe und aktives Mitmachen beim offenen Singen ermöglicht, wird bereits darüber nachgedacht, die Aufführungen auch auf den öffentlichen Platz zu übertragen und so mehr Menschen zu erreichen. Und auch das aktuell wegen Renovierungsarbeiten geschlossene Historische Museum Hannover nutzt den Opernplatz und zeigt dort zunächst bis Ende Oktober 2025 die Ausstellung „Alles Neu!“ über die Veränderungen der Stadt.

Drei große Künstler im Sprengel Museum

„Love you for Infinity“ lautet der Titel einer Ausstellung mit Werken der Künstler Niki de Saint Phalle, Yayoi Kusama und Takashi Murakami, die bis Februar 2026 im Sprengel Museum gezeigt wird. Malerei, Skulpturen, Installationen und Filme vereinen sich zu einer eindrucksvollen Ausstellung. Die auf 2.000 Quadratmetern gezeigten Werke reichen von Niki de Saint Phalles Schießbildern, bei denen sie ihre Werke mit einem Gewehr beschoss, bis hin zu poppigen Wandtapeten oder einem für die Besucher der Ausstellung zugänglichen Infinity Room. 110 Exponate erwarten die Besucher in thematischen Räumen zu Themen wie Liebe, Monster, Sexualitäten, Konsum und Utopien.

„Max und Moritz sind nicht tot.“

Die teils drastischen Geschichten von Max und Moritz und ihren Streichen sind vielen Menschen aus der eigenen Jugend in Erinnerung. Im Wilhelm Busch Museum wird aktuell die Ausstellung „BÖSE?! – Widerstand und Verbrechen. 160 Jahre Max und Moritz“ gezeigt. Dabei verbinden sich Werke von Wilhelm Busch mit der Frage nach Ungehorsam, Widerstand und dem Gut oder Böse. Für Kinder interessant ist auch die parallel gezeigte Ausstellung „Heul doch!“, in der es um die Kinderbücher „Wo ist mein Kopf?“ von Elias Hauck und „Manno!“ von Anke Kuhl geht. Wer Max und Moritz im Alltag gesehen hat, kann bei „WANTED: Max und Moritz – Die wilden Buben in Bildern!“ mitmachen und der Welt zeigen, dass die Themen aus dem Buch nicht nur bei „Germany´s Next Topmodel“, sondern auch an vielen anderen Stellen bis heute eine gewichtige Rolle spielen.

Die alternative Kultur findet ihren Platz

Auch die alternative Kultur hat in Hannover ihren Platz. Deutlich wird das zum Beispiel bei einem Rundgang durch das Kulturzentrum „Faust“. In der ehemaligen Fabrik sind neben Eventräumen auch Ateliers für Künstler entstanden. Lichtinstallationen im Außenbereich sind genauso sehenswert wie die in die Weinbar „Kesselbar“ integrierten Installationen. Licht und Projektionen erwecken die stillgelegte Industrieanlage wieder zum Leben. Interessant ist auch das PLATZprojekt. Aus Containern ist ein alternatives Kulturzentrum entstanden, in dem Kreative ihre Ideen umsetzen und ein Publikum finden können.

(SMC)