Eindrucksvolle Schlösser, wehrhafte Burgen und ein abwechslungsreiches Angebot an Kultur und Kulinarik machen die Urlaubsregion Coburg.Rennsteig zu einem interessanten Reiseziel für alle, die in die bewegte Geschichte einsteigen möchten. Der Einfluss der Coburger Fürsten reichte über Jahrhunderte weit über die Grenzen ihres Fürstentums hinaus. So heiratete Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha 1840 in London Königin Victoria. Während ihrer Regentschaft hinterließen die Fürsten der Region einige bis heute erhaltene Schlösser und Burgen, so dass man bei einem Urlaub in der Region gut ins Mittelalter eintauchen kann.
Regionale Spezialitäten verkosten
Ausgangspunkt für die meisten Entdeckungen ist die ehemalige Residenzstadt Coburg, in der man einige nur hier bekannte Spezialitäten probieren kann. Eine davon ist die Coburger Bratwurst, die auf dem zentralen Marktplatz vor dem historischen Rathaus verkauft wird. Gegrillt wird die grobe Bratwurst auf Kiefernzapfen, sodass sie ein besonders rauchiges Aroma bekommt. Auch ihre Länge ist festgelegt: Stolze 31 Zentimeter muss die gut gewürzte Wurst vor dem Grillen sein. Genauso lang ist der Marschallstab in der Hand einer Figur auf dem Dach des Rathauses, die die meisten Coburger als „Bratwurstmännle“ kennen. Doch in Wirklichkeit soll die Figur den Stadtpatron Mauritius zeigen, einen frühen christlichen Märtyrer. Weitere Spezialitäten sind Griebenschmalzbrot und „Coburger Rutscher“. Diese Kartoffelklöße sind besonders weich und zerfließen auf dem Teller, auf dem sie in der Regel mit Braten und reichlich Sauce gegessen werden. Die Lebkuchenspezialität „Coburger Schmätzchen“ rundet das Angebot der regionalen Spezialitäten ab. Dazu trinken die meisten Einheimischen gerne ein regionales Bier – nirgendwo ist die Brauereidichte höher als in Oberfranken.
Die Biermönche schenken ein…
Eine dieser Brauereien liegt in der mittelalterlich wirkenden Kleinstadt Seßlach. Ein ehrenamtlicher Freundeskreis und der bei der Stadt beschäftigte Braumeister brauen im Kommunbrauhaus Seßlach pro Jahr rund 23 Hektoliter untergäriges Bier. Das Brauhaus aus dem Jahr 1892 wurde mit viel Engagement renoviert und in diesem Jahr um das verfallene Gebäude einer alten Schmiede erweitert. Der Freundeskreis der Brauerei nennt sich die „Seßlarer Mönche“ – eine Idee aus einer Bierlaune zum Karneval. Stefan Pachsteffl, genannt Bruder Pachi, ist der Abt der engagierten Gruppe. In Mönchskutte begrüßt der Maschinenbauingenieur Bierbegeisterte zu den Seminaren der Mönche. Auch im Stadtbild hat die Biertradition ihre Spuren hinterlassen. Mehrmals im Jahr werfen die „Mönche“ den Braukessel an. Dann können Einheimische und Gäste das frisch gebraute Jungbier an den Fenstern des Brauhauses abholen – in Tanks, Kanistern und anderen Gefäßen. Für alle anderen sperrt die Stadt in diese Zeit die Straße – nur die Bierabholer haben freie Fahrt in Seßlach.
Vom Armenhaus zur Perle
In den 70er- und 80er-Jahren war Seßlach einer der ärmsten Flecken in ganz Bayern. Doch heute gilt die von einer historischen Stadtmauer umgebene Kleinstadt als Perle des Coburger Landes. Das berichtet Stadtführerin Bettina Knauth bei ihren Rundgängen durch die Stadt. Eindrucksvoll sind der 780 Meter lange, rund zehn Meter hohe Mauerring um die Altstadt und die alte Bausubstanz. Fachwerkhäuser, die meisten gut erhalten, wenige baufällig, reihen sich aneinander. Und auf einem der Türme hat ein Storchenpaar sein Nest gebaut. Am Wochenende schließt die Stadt die großen Stadttore für den Durchgangsverkehr – nur Fußgänger kommen dann noch durch diese in die Altstadt. Sehenswert ist auch die St. Johannes-Kirche im Stadtzentrum. Durch verschiedene Erweiterungen ist dem Gebäude die Symmetrie verloren gegangen – doch ein Vorhang aus Stuck soll dies optisch kaschieren. Wer mag, kann am Abend durch die Gassen flanieren, einen Spaziergang rund um die Stadtmauer machen oder sich im Landgasthof „Roter Ochse“ oder dem Pörtnerhof Seßlach verwöhnen lassen.
Der Nachtwächter von Coburg
Ausgestattet mit Laterne, Hellebarde und moderner Taschenlampe bringt „Nachtwächter“ Stefan Leis seine Gäste zu den schönsten Gebäuden der Stadt und erzählt fachkundig über Geschichte und Gegenwart von Coburg. Durch die Lage an der Kreuzung zweier Handelsstraßen profitierte die Stadt davon, das widriges Wetter reisende Händler oft zu längeren Aufenthalten zwang. Bis es für sie weiterging, belebten ihr Aufenthalt und der Handel mit ihren Waren die Region. Die gute Lage machte Coburg auch als Standort für eine imposante Festung interessant. Auf dem Burgberg oberhalb der Stadt steht bis heute eine der größten und besterhaltenen Burgen. Die zu einer Festung ausgebaute mittelalterliche Burg war Sitz der Coburger Herzöge, die von dort lange Zeit ihr unabhängiges Reich regierten. Ihre wehrhafte Festung, die unter anderem durch ein zehn Meter hohes Eingangsportal beeindruckt, wurde niemals im Kampf erobert. Zur Zeit der Reformation lebte und arbeitete Martin Luther von April bis Oktober 1530 in der Veste Coburg, um Einfluss auf den Reichstag in Augsburg zu nehmen. Heute beinhalten die Gebäude eine reiche Kunst und Altertümer-Sammlung. Zwischen Veste und Stadt liegt der Hofgarten – ein Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens aus dem 19. Jahrhundert. Am Rand des Parks wurde Schloss Ehrenburg gebaut. In den repräsentativen, wenn auch weniger wehrhaften, Räumen werden weitere Kunstwerke gezeigt. Besonders sehenswert ist ein prunkvoller Saal, dessen Decke von 28 übermenschlich großen Figuren gehalten wird. Drei große Kronleuchter funkeln im Licht der Sonne. 56 Wappen zeugen von den damaligen Machtansprüchen der Herzöge.
Deutsches Burgenmuseum in der Veste Heldburg
15 km von der Veste Coburg entfernt liegt eine weitere Burganlage, die den Beinamen „Fränkische Leuchte“ trägt. Ein Feuerkorb am Turm, mit dem die Besatzung der Burg den Coburgern drohende Gefahr aus dem Grenzgebiet signalisierte, ist der Grund für diesen Namen. Die Veste Heldburg, deren Geschichte wohl bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, wurde auf einem gut 400 Meter hohen Vulkankegel errichtet. Sie wurde vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert fast durchgängig genutzt und wandelte sich mit der Zeit von einer reinen Verteidigungsanlage zu einem romantischen Bergschloss. In der sehenswerten Burg hat 2016 das Deutsche Burgenmuseum eröffnet. Es erzählt die Geschichte und Kultur der Burgen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Waffen, Möbel und auch archäologische Funde zeigen, wie die Menschen in den Burgen gelebt, gearbeitet und gekämpft haben. Die meisten der rund 350 Ausstellungsstücke stehen in Vitrinen – doch ein neuer Media Guide für die Ausstellung u.a. mit Videos und Spielen für Kinder bietet auch interaktive Elemente. Für zusätzliche Unterhaltung sorgen Tafeln, die die Herkunft von bekannten Redensarten erklären. Sehenswert ist auch die lebensgroße Darstellung von zwei kämpfenden Rittern in ihren Rüstungen – komplett aus dem 3D-Drucker. Nach dem Rundgang kann man sich im neu eröffneten Burg-Restaurant „Helene“ mit Gerichten nach thüringisch-fränkischer Art stärken.
Ein Reiseziel mit Kultur und Geschichte
Kultur- und Geschichtsbegeisterte können im nördlichen Oberfranken in eine Welt mit reicher mittelalterlicher Geschichte eintauchen. Die über die Jahrhunderte erhaltenen oder wieder aufgebauten Burgen sind eindrucksvolle Zeugnisse der Geschichte. Die historische Bausubstanz mit dem alemannischen Fachwerk schafft einen Rahmen für einen informativen und doch erholsamen Kurzurlaub in einer Region, die Bundesländer-übergreifend wieder zusammenwächst.
(SMC)