14. Okt. 2024

Reisen

Wo in den Sommermonaten aktive Radfahrer und Wanderer unterwegs sind, bietet die kühlere Jahreszeit eine gute Gelegenheit, um eine kleine Auszeit vom Alltag zu nehmen. Körper und Geist kann man bei Wellness-Anwendungen und mit Genusserlebnissen verwöhnen. Weitläufige Kurparks, eine Jahrhunderte alte Kulturgeschichte und Architektur sowie eine Vielzahl von Angeboten für Touristen machen Orte wie Bad Essen, Bad Rothenfelde oder Bad Iburg zu interessanten Reisezielen für einen Kurzurlaub.

Vom Urmeer zum Sole Kurort

Vor 220 Millionen Jahren war das heutige Osnabrücker Land von einem Urmeer überflutet. Als das Meer sich langsam zurückzog, blieb 802 Meter unter dem heutigen Kurort Bad Essen die mineralreichste Solequelle Europas zurück, die nicht nur für die Salzproduktion genutzt wird, sondern als lokales Heilmittel bis heute die Basis des Kurortes ist. Stadtführerin Martina Wolter begleitet ihre Gäste bei Rundgängen durch den zwischen Mittellandkanal und Wiehengebirge gelegenen Ort, der seit 1902 offiziell Kurort ist und seinem Namen das „Bad“ hinzufügen durfte.

Sehenswerte Orte in Bad Essen

Wahrzeichen der Stadt ist eine Wassermühle, die schon 1359 als bischöfliches Lehen urkundlich erwähnt wurde. Die Mühle mit ihrem fünf Meter großen Wasserrad kann besichtigt werden – und wenn gelegentlich noch Korn gemahlen wird, dann für eine Bäckerei, die es für ihr Mühlenbrot verwendet. Sehenswert ist auch der historische Stadtkern mit zahlreichen Fachwerkhäusern und der 500 Jahre alten St.-Nicolai-Kirche im Zentrum. Im Kurpark wurde mit der modernen SoleArena ein rundes Gradierwerk errichtet. Die salzhaltige Sole läuft über 10.600 Bund Schwarzdorn und wird kalt vernebelt. Auf dem „Pfad der Sinne“ im Solepark können Kinder und Erwachsene im Kräutergarten, an Tastsäulen und an einem großen Hörrohr mit allen Sinnen genießen.

Klangschalen und Kulinarik

„Der Ton der Klangschale spült den Staub des Alltags von der Seele“, zitiert Sylvia Jakoblinnert, die im Gesundheitszentrum „Aktivita SoleSpa“ aktiv ist. Während ihre Gäste es sich auf bequemen Liegen gemütlich machen, verknüpft die Therapeutin inspirierende Gedanken und den Klang und die Vibration der von ihr angeschlagenen Klangschalen zu einem entspannenden und inspirierenden Gesamterlebnis. Auch kulinarisch hat Bad Essen einiges zu bieten. Sei es das urige Bistro und Kaffeehaus „Kleines Haus“ oder das ebenfalls direkt im Ortszentrum gelegene Högers Hotel & Restaurant, in dem man auch gut und zentral übernachten kann.

Entdeckungen in Bad Rothenfelde

Auch das Heilbad Bad Rothenfelde hat eine reiche Salzgeschichte. Vor 300 Jahren wurde die erste ergiebige Sole-Quelle entdeckt und gab den Impuls zur Gründung des Ortes und zum Aufbau einer Salz-Industrie. Die Konzentration des Salzes wurde erhöht, indem die Sole über große Gradierwerke rieselte, bis der Salzgehalt sich durch die Verdunstung von gut fünf auf 24 % erhöht hatte. So brauchte man deutlich weniger Holz, um die Sole anschließend über dem Feuer zu verdampfen und das restliche Wasser vom Salz zu trennen. Wolfgang Fischer ist mit 72 Jahren der jüngste Gästeführer in Bad Rothenfelde. Er führt seine Gäste in unterirdische Gänge, durch die die Sole einst an die Oberfläche und in die Kureinrichtungen gepumpt wurde. Heute kann man die alte Pumpe, die von Salzablagerungen überzogenen Steine und auch die Baukunst der damaligen Ingenieure in der Unterwelt von Bad Rothenfelde erleben. Auch das „Neue Gradierwerk“, auf dem eine Windmühle steht, die einst die Pumpen antrieb, kann besichtigt werden. Das 412 Meter lange und zehn Meter hohe Monument zeigt, wie früher industriell Salz hergestellt wurde und dient heute der Gesundheit. In einer integrierten Solekammer – und natürlich auch auf dem Spazierweg rund um das Gradierwerk – können die Gäste die Sole inhalieren.

Anwendungen für Körper und Geist

Mit der carpesol Spa Therme verfügt Bad Rothenfelde über ein großes Schwimmbad, in dem man die Wirkung der Sole zum Beispiel in einem Floating-Becken selbst ausprobieren kann. Sechs Thermal- und Solebecken im Innen- und Außenbereich sorgen für Abwechslung. Auch im zugehörigen Spa gibt es Anwendungen mit Salz – allerdings nicht aus heimischer Produktion, sondern vom Toten Meer. Beim mineralisierenden Ganzkörperpeeling mit Salz und pflegendem Traubenkernöl wird die Haut aktiviert und in Schwung gebracht. Anschließend kann man im Wasser oder in verschiedenen Saunen entspannen.  Bad Rothenfelde ist nicht nur für seinen 18 Hektar großen Kurpark, sondern auch für seine für Kurorte fast urbane Lebensqualität bekannt. Dazu gehört auch das Café COEUR’chen, das französische Spezialitäten serviert. Zentrumsnah liegt das 4-Sterne-Hotel „Drei Birken“, in dem man nicht nur stilvoll übernachten, sondern sich auch von der Küche verwöhnen lassen kann.

In Bad Iburg den Wald auf Augenhöhe erleben

Im Kneipp-Kurort Bad Iburg kann man den Wald von oben betrachten. Aufzug oder 159 Stufen führen auf die Aussichtsplattform des Baumwipfelpfads. Von dort aus hat man einen hervorragenden Blick auf das Bad Iburger Schloss und den Teutoburger Wald. Anschließend geht es in 28 Meter Höhe über den mehr als vierhundert Meter langen Baumwipfelpfad. An Erlebnis- und Lernstationen erfährt man eine Menge über die Bäume, aber auch über die im Wald lebenden Tiere.

Beim Waldbaden entspannen

Schon Sebastian Kneipp empfahl nach dem Wassertreten einen Waldgang. In moderner Form greift das Waldbaden diesen Gedanken wieder auf. Achtsamkeitstrainerin Maria Anna Schröder begleitet ihre Gäste über den Baumwipfelpfad und durch den Wald von Bad Iburg. Beim Waldbaden geht es um das bewusste Erleben der Umgebung und des eigenen Seins. „Achtsamkeit ist die höchste Form des Selbstmanagement“, weiß Maria Anna Schröder, die nicht nur dazu einlädt, langsam und ganz bewusst durch den Wald zu gehen, sondern auch Inspirierendes für alle Sinne dabei hat. Eine Lupe, um die Natur genauer zu studieren. Ein Spiegel, um sonst Verborgenes gut sehen zu können. Eine Balanceübung mit Blick in die Natur. Waldbaden ist vielfältig und eine Einladung, bewusst im Moment zu leben und so zu entspannen.

Herbstzeit ist Pfifferlingszeit

Passend zum Walderlebnis serviert die Försterei am Baumwipfelpfad in den Herbstmonaten verschiedene Gerichte mit Pfifferlingen. So kann man nach dem Waldbaden auch den Geschmack des Waldes erleben. Wer mag, kann anschließend noch durch die einst für die Landesgartenschau angelegten Anlagen und Beete flanieren oder sich das Schloss und das angegliederte Kloster aus verschiedenen Perspektiven anschauen. Das Osnabrücker Land bietet viele Möglichkeiten Genuss und Entschleunigung zu verbinden.

(SMC)