Das Europareservat Unterer Inn
Die Liebe führte Pietro Bellezza einst aus Italien nach Oberösterreich. Doch auch das Vogelschutzgebiet „Europareservat Unterer Inn“ bringt die Augen des Rangers zum Leuchten. Der Vogelbegeisterte begleitet Gäste der Region durch das am Inn gelegene Gebiet, in dem über das Jahr rund 330 verschiedene Vogelarten gesichtet wurden. 150 davon nutzen die naturnahen Wälder, den zum Teil renaturierten Fluss und seine Umgebung zum Brüten. Insgesamt 5.000 ha machen das Gebiet nicht nur für heimische Vogelarten bedeutend, sondern auch für Zugvögel, die auf dem Weg von Nordeuropa nach Afrika und zurück Station am Inn machen. Pietro Bellezza ist für die Führungen mit einem großen Fernrohr ausgestattet, sodass man die Vögel betrachten kann, ohne sie zu stören. Nicht nur das charakteristische Federkleid hilft bei der Bestimmung der Arten, auch ihre Rufe machen den Vogelkundler auf manche Arten aufmerksam. Und während Höckerschwäne, Silberreiher und Schwalben den meisten Besuchern bekannt sind, kann Pietro Bellezza auch die Besonderheiten von Grünschenkeln oder Krickenten erklären. Anschließend kann man in die am Innufer gelegene Burgschänke Frauenstein aus dem Jahr 1807 einkehren, um sich über die bewegte Geschichte der im 10. Jh. erstmals urkundlich erwähnten Burganlage zu informieren.
Turmblick in Obernberg am Inn
Obernberg am Inn ist bekannt für seinen schönen Marktplatz und die reich verzierten Häuser aus vergangenen Jahrhunderten. Damals mussten alle vorbeiziehenden Händler ihre Waren auf dem Marktplatz der oberhalb des Flusses gelegenen Stadt anbieten, sodass diese durch den Handel zu Wohlstand kam. Von der früheren Burganlage sind nur noch wenige Grundmauern und der eindrucksvolle Burggraben erhalten geblieben, doch die Obernberger haben die Gunst der Stunde und die mit den heißen Quellen unter dem Ort liegende Finanzkraft genutzt, um auf dem Burgareal einen Anziehungspunkt für Touristen zu schaffen. Neben einer Greifvogelwarte ist dort vor einigen Jahren der 26,2 Meter hohe Panoramaturm „eINNblick“ gebaut worden, von dem man einen eindrucksvollen Blick über den Fluss bis ins bayerische Bad Füssing am anderen Ufer hat. Wirt Martin Danninger bietet im Café auf dem Gelände nicht nur stilvoll servierten Kaffee und schmackhaften Kuchen in Wohnzimmeratmosphäre an, sondern bei Bedarf auch experimentelle Bier-Cocktails. Damit zollt er seiner Heimatregion, die auf mehr als 600 Jahre Brauerfahrung zurückblickt und in der bis heute in kleinen Brauereien 84 verschiedene Biersorten gebraut werden, Tribut und zeigt zugleich, wie die Bier-Kultur Tradition, Gemütlichkeit und kreative Ideen verbindet.
Der „Lebensweg der Kunst“ in Aspach
Die „sanft hügelige Landschaft“ und die „Ausdrucksmöglichkeiten des menschlichen Seins“ inspirierten den 2009 verstorbenen Bildhauer Manfred Daringer schon zu Lebzeiten. Der Schüler des bekannten österreichischen Künstlers Fritz Wotruba setzte mit seinem künstlerischen Schaffen eine Familientradition fort, die mit dem akademischen Kunstmaler Prof. Engelbert Daringer begann, sich über dessen Neffen Franz Daringer mit einem Kirchenmaler fortsetzte und auch den Holzbildhauer Otto Daringer einschließt. In der Kleinstadt ist ein öffentlich zugänglicher „Lebensweg der Kunst“ entstanden. Dreizehn Stationen mit Skulpturen und Gemälden zeigen die Sicht der Daringers auf das Leben. Die Skulpturen von Manfred Daringer dürfen nicht nur angeschaut, sondern auch ertastet werden. Das gilt nicht nur für die in der Stadt stehenden Plastiken wie den „Wir-Brunnen“ vor dem Marktgemeindeamt, der Gemeinschaft und Zusammenleben thematisiert, oder „die Kauernde“, die Skulptur einer trauernden Frau am Kriegerdenkmal des Ortes, sondern auch für die Exponate des an Wochenenden nachmittags geöffneten Daringer Kunstmuseums Aspach. Das lebt genau wie der dahinterstehende Daringer Verein von ehrenamtlichem Engagement und der Begeisterung für die Kunst. „Statistisch gesehen interessieren sich nur sieben Prozent der Bevölkerung für Kunst“, erklärt Kunstmuseums-Projektleiter Engelbert Fellner das Dilemma. Entsprechend intensiv waren die Diskussionen, bis das Kunst-Museum im November 2013 in zentraler Lage im Ort eröffnet werden konnte. Heute ist die Kunst das Alleinstellungsmerkmal des 2.500-Einwohner-Ortes. Und wo Künstler Manfred Daringer einst die Kurgäste in sein Wohnzimmer oder sein Atelier einlud, um mit ihnen über die Kunst zu philosophieren oder ihnen eine Skulptur zu verkaufen, wird bis heute seine „Kunst zum Berühren“ gezeigt. In der kleinen, aber sehenswerten Ausstellung kann man das Material spüren, die Kunst auf sich wirken lassen und herausfinden, was Daringer mit dem Satz „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder. Sie macht sichtbar“ meinte.
Für stilvolle Ruhe
Das Quellenviertel, so der neue Name der Urlaubsregion, ist ein attraktives Reiseziel für Gäste, die (in) Ruhe genießen und den manchmal stressigen Alltag hinter sich lassen wollen. Die sanfte Landschaft trägt hier genauso zur Erholung bei wie die Möglichkeit, stilvoll zu wohnen und im warmen Wasser der Therme die Seele baumeln zu lassen. Wer mit dem Auto kommt, hat zudem die Möglichkeit, die Orte der Umgebung im eigenen Tempo zu erkunden – sei es bei einer der vielen ausgeschilderten Wanderungen, bei einer Radtour oder beim Eintauchen in Kultur und Kulinarik.
(SMC)







