Die niederländische Hauptstadt Amsterdam bietet Besuchern aus aller Welt eine interessante Mischung aus jahrhundertealter Geschichte, lebhaftem Großstadtleben und neuen Entwicklungen. Während sich der Tourismus lange Zeit auf die Straßen innerhalb des Grachtenrings konzentrierte und manche Einwohner der Zunahme der Gästezahlen wenig abgewinnen konnten, setzt man nun ganz bewusst auf die Entwicklung der ebenfalls sehenswerten Viertel außerhalb des Stadtkerns. Der Norden der Stadt ist mit kostenlosen Fähren über den Fluss Ij angebunden, sodass sich dort in den letzten Jahren interessante Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Hotels angesiedelt haben. Das sorgt in den Straßen an den Grachten im Zentrum für etwas weniger Trubel und macht einen Besuch in Amsterdam noch reizvoller als zuvor. Wer die Hauptsehenswürdigkeiten geschickt mit den neuen Angeboten kombiniert, erlebt eine besonders interessante Zeit – und muss sich höchstens vor den allgegenwärtigen und rasant durch die Stadt eilenden Fahrrädern in Acht nehmen.
Ein erster Eindruck aus der Luft
Einmal ganz Holland aus der Vogelperspektive sehen? Das verspricht „This is Holland“. Unmittelbar am Fähranleger im Norden der Stadt gelegen, können die Besucher der Attraktion sich auf ein mehrdimensionales Erlebnis freuen. Gut angeschnallt auf bequemen Sitzen lernen sie Holland aus der Vogelperspektive kennen. Windmühlen, Tulpenfelder und Sperrwerke in der Nordsee sind genauso Teil der Show wie malerische Landschaften und Amsterdam. Projiziert werden die Aufnahmen in eine große Kuppel, sodass man sich während des „Fluges“ alles ganz genau anschauen kann. Die Show ist eine der vielen Attraktionen, die man beim Kauf einer „I Amsterdam City Card“, wahlweise für 24, 48, 72 oder 96 Stunden, kostenfrei besuchen kann. Zudem beinhaltet die Karte die öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt. Enthalten ist auch das Amsterdam Tulpen Museum. In dem erfährt man, dass die Wildtulpe ursprünglich aus den nördlichen Ausläufern des Himalayas stammt und ihren Weg aus Zentralasien über das Osmanische Reich nach Europa gefunden hat. Dort kamen die Tulpen um 1600 an und sind bis heute Hollands beliebtestes Exportprodukt.
Disneyland für die Seele
1,4 Millionen Besucher haben zwischen Ende März bis Mitte Mai den Keukenhof besucht. Die meistbesuchte Sehenswürdigkeit des ganzen Landes hat nur während den acht Wochen der Tulpenblüte geöffnet. Sieben Millionen Blumenzwiebeln entfalten ihre Farben im Park. Hinzu kommen unzählige Blüten auf den Blumenfeldern in der Blumenzwiebelregion Bollenstreek. Auf dem Gelände des Keukenhofs erlebt man vier Jahrhunderte der Tulpenzucht. Hundert Züchter zeigen die prachtvollsten Sorten von Klassikern aus dem 17. Jahrhundert bis zu ganz neuen Sorten. Der Park ist nicht nur eine farbenfrohe Fotokulisse für Gäste aus aller Welt, sondern auch für Familien interessant. Streichelzoo, Labyrinth und Spielmöglichkeiten sorgen dafür, dass auch junge Gäste einen interessanten Tag auf dem Keukenhof verbringen. Im März 2024 öffnet der Keukenhof wieder seine Tore – und feiert sein 75. Jubiläum.
Die Grachtenfahrt bleibt ein Klassiker
Eine Fahrt durch die von Menschenhand angelegten Grachten ist ein schöner Weg, die Stadt aus einer ungewohnten Perspektive kennenzulernen. In rund einer Stunde fahren Ausflugsboote durch die Stadt. Guides weisen auf die interessantesten Gebäude hin und und erklären das Leben der Amsterdamer. Treffen sich zu viele Boote zur selben Zeit an eine schmale Gracht, kann es sogar auf dem Wasser eng werden. Romantisch und luxuriös ist hingegen eine Grachtenfahrt mit Dinner mit „Amsterdam Jewel Cruises“. Kapitän Andries de Weerd begrüßt maximal 18 Gäste an Bord seines vor hundert Jahren in Königswinter ursprünglich als Fähre gebauten Schiffs. Das holzvertäfelte Boot ist vor 20 Jahren in Amsterdam angekommen und strahlt die Gemütlichkeit längst vergangener Zeiten aus. Nach dem Begrüßungsgetränk wählen die Gäste ihr Abendessen, denn auf dem kleinen Boot wird nicht selbst gekocht. Vielmehr hält die Besatzung während der abendlichen Tour an einem Restaurant, sodass das mehrgängige Abendessen wenige Minuten nachdem es die Küche verlassen hat, auf den Tischen steht. Die exklusive Rundfahrt ist ideal für alle, die einen romantischen und entspannten Abend verbringen möchten und im Licht der nächtlichen Stadt ein köstliches Menü genießen wollen. Wer es lebhafter mag, kann stattdessen mehrmals am Tag mit dem Pfannkuchenboot über den Ij fahren. Eine Fähre vom Hauptbahnhof bringt die Gäste unmittelbar zur Anlegestelle am Nordufer. Während der 75-minütigen Tour über den Fluss können die Gäste so viele am größtenteils süßen Buffet selbst belegte Pfannkuchen verspeisen wie sie möchten. Das macht die Fahrt gerade für Familien mit Kindern zu einem Erlebnis.
Eine Stadt mit Geschichte
Unzählige Museen und historische Gebäude laden während des Aufenthalts in Amsterdam zu einem Besuch ein. Der Königliche Palast war einst das Rathaus der Stadt. Seit zwei Jahrhunderten wird er für Empfänge des Königshauses genutzt und kann immer dann besichtigt werden, wenn keine offiziellen Termine der Königsfamilie anstehen. Die repräsentativen Räume – ausgestattet mit historischen Möbeln kann man mit Hilfe eines Audioguides entdecken. Lohnend ist auch ein Besuch im Anne Frank Haus. Das jüdische Mädchen musste sich mit seiner Familie in einem Hinterhaus verstecken und konnte so für einige Zeit der Verfolgung durch die Nazis entgehen. Beim Besuch im Museum kann man sich das damalige Versteck anschauen und eine Menge über die Menschen und die politische Entwicklung der damaligen Zeit erfahren. In Videobeiträgen sind Unterstützer der Familie zu sehen, sodass man einen ganz persönlichen Zugang zum Schicksal der Verfolgten bekommt.
Ein Hotel in einer Kirche
70 % der Einwohner der Niederlande sind nicht religiös. Deshalb wurden gut ein Fünftel aller Kirchen im Land in Museen, Hotels, Restaurants und in Einzelfällen Nachtclubs umgewandelt. So auch die ehemalige St. Rita-Kirche in Amsterdam Noord, die in ein günstiges Designhotel mit Künstlerresidenz umgebaut wurde. Im früheren Innenraum der Kirche wurden auf mehreren Etagen kleine Zimmer eingebaut, die modern gestaltet und rudimentär ausgestattet sind. Rundum sind im Gebäude des Bunk Hotels Treffpunkte entstanden, die die Kommunikation zwischen den Gästen fördern sollen. Kostenfreie Musik- und Kunstveranstaltungen ziehen Gäste und Anwohner aus der Umgebung gleichermaßen an. Interessant ist auch kulinarische Konzept. Statt ein großes Buffet zu bestücken, entstehen in der offenen Küche für jeden Gast die aus der Frühstückskarte bestellten Frühstücksteller – vom süßen Croissant bis zum gut mit Lachs oder Avocado belegten Krustenbrot. Auch am Abend bietet die Küche des Bunk-Hotels interessante Varianten – vom mit verschiedenen Saucen dekorierten Sushi über Gnocchi mit Seebrasse bis hin zum süßen Dessert aus gefrorenem Joghurt mit Fruchtspiegel und weißer Schokolade.
(SMC)