In Zeiten der Reformation war die Ebernburg im heute zu Bad Kreuznach gehörenden Münster am Stein ein Rückzugsort für führende Protestanten. Zu dieser Zeit nahm der Ritter Franz von Sickingen Anhänger Martin Luthers in den Mauern seiner wehrhaften Burg auf. 1522 wurde auf der Burg der erste evangelische Gottesdienst im süddeutschen Raum gefeiert. Heute kann man in der Ebernburg übernachten und ihre Umgebung bei Wanderungen oder Radtouren entdecken. An die Geschichte der Burg erinnert ein kleines Museum, in dem Schautafeln und einzelne Exponate in die Vergangenheit blicken lassen. Zeitlos schön ist der Blick von der Burg aus ins Tal, über die Weinberge und auf die Ruinen der Nachbarburgen.
Neben den Burgen und der Geschichte hat das Naheland im Norden der Pfalz auch als Gesundheitsregion eine lange Tradition. Um aus Mineralquellen in rund 500 Meter Tiefe wertvolles Salz zu gewinnen, wurden ab 1720 gewaltige Gradierwerke eingerichtet. Die salzhaltige Sole rieselt unter freiem Himmel über Gestelle mit den Zweigen von Schwarzdornhecken herab. Sonne und Wind sorgen dafür, dass das Wasser nach und nach verdunstet und der Salzgehalt sich immer weiter erhöht. Der Salzgehalt kann so von 1,5 Gramm pro Liter auf 26 Gramm gesteigert werden. Dabei arbeitet man gegen den Wind – die andere Seite des Gradierwerks bleibt trocken, damit nicht zu viel von der wertvollen Sole weggeweht wird. Einst wurde die konzentrierte Sole in großen Siedepfannen gekocht, um das Salz zu gewinnen. Bis ins 19. Jahrhundert stand die Salzgewinnung im Mittelpunkt – anschließend die positive Wirkung auf den Menschen und der Badebetrieb. Die Sole eignet sich nicht nur für Bäder in Holzwannen und die örtliche Therme, sondern auch als Trinkkur. Bis heute ist das Salinental erhalten geblieben und gerade in den Sommermonaten ein reizvoller Ort, in dem auch an heißen Tagen oft eine frische Briese weht und fast wie am Meer ein Hauch von Salz in der Luft liegt. Genießen kann man das Wasser auch in der crucenia Therme. Zwei Innen- und ein Außenbecken, gefüllt mit 33 Grad warmem Thermalwasser sorgen für Entspannung.
Wer lieber aktiv sein möchte, findet in der Region neun Premium-Rundwanderwege. Das „3x3 Salinental“ besteht aus den Wandergebieten Ebernburg, Rheingrafenstein und Rotenfels. In jedem der Gebiete gibt es eine leichte Intro-Tour, eine etwas anstrengendere Classic-Tour und eine anspruchsvolle Vital-Tour. Die Wege rund um die Ebernburg starten am gemeinsamen Wanderportal in der Nähe der Burg. Die elf Kilometer lange Classic-Tour führt über Wege durch die Weinberge zur Burg. Vorbei am Sickingen-Hutten-Denkmal geht es bergab zur Nahe. Ein Uferweg mit schönem Blick auf dem am anderen Ufer mehr als zweihundert Meter steil aufragenden Rotenfels führt durch die Nahewiesen. Das Porphyrgestein strahlt im Sonnenlicht rötlich und bietet einen faszinierenden Anblick. Anschließend geht es durch den Wald wieder hinauf. Eine in Anlehnung an ein Gemälde gestaltete Schutzhütte ist ein charmanter Rastplatz. Wer mag, kann auf dem Rückweg in der Bauernstube Birkerhof einkehren. Leckere Salate, vegetarische Flammkuchen und Wildgerichte stehen neben einigen anderen Gerichten auf der Speisekarte. Ulrich Melzer kennt die Gegend wie seine Westentasche. Er ist einer der Wegepaten, die ehrenamtlich dafür sorgen, dass die Wanderwege in einem guten Zustand bleiben.
Ein weiteres Highlight verdankt die Region den Bildhauern Anna Kubach-Wilmsen und Wolfgang Kubach. Das inzwischen verstorbene Künstlerpaar hat in seinem Heimatort ein Steinskulpturenmuseum mit zeitgenössischer Kunst aufgebaut und dafür rund 100 eigene Objekte von kleinen Steinbüchern über Pflastersteine aus der Wiener Altstadt bis hin zu ganzen Steintürmen gestiftet. Die Fondation Kubach-Wilmsen konnte den japanischen Architekten Tadao Ando für seine Projekt gewinnen. Dieser verband für die Hommage an die Materie Stein eine Scheune aus dem Jahr 1785 mit modernen, minimalistischen Elementen wie dem häufig von ihm genutzten Sichtbeton. Kunstvoll bearbeitete Natursteine aus aller Welt werden vor der spektakulären Naturkulisse gezeigt. Nicht nur im lichtdurchfluteten Gebäude und in seinen Innenhöfen, sondern in Form von Großskulpturen auch in der Umgebung kann man Kreativität und den Zauber der Steine erleben. Wolfgang Bartels und seine Kollegen vom Freundeskreis des Museums führen in ihrer Freizeit mit Begeisterung durch das Museum.
Bei einem Besuch in Bad Kreuznach darf auch der Wein nicht vergessen werden. Auch wenn die Anbauflächen in den letzten Jahrzehnten in und um Obernburg immer weniger geworden sind und gerade steile Hänge aus der Bewirtschaftung genommen wurden, prägt der Wein weiterhin die Landschaft. Alexander Gattung vom Weingut Gattung erklärt die Hintergründe bei einer Planwagenfahrt durch die Weinberge. Der Planwagen wird von einem Trecker gezogen und hält während der Tour an acht interessanten Orten in den Weinbergen. Dort wird jeweils ein in der Nähe gewachsener Wein verkostet – und über verschiedene Aspekte des Weinbaus und der Weinkultur informiert. Die Winzervesper mit Brötchen, Käse, Wurst findet während der Planwagenfahrt statt. „Wein ist sehr individuell. Man soll das trinken, was einem schmeckt“, findet der Weinexperte, der seine Gäste an seinem umfangreichen Wissen teilhaben lässt und alle Fragen rund um den Wein gerne beantwortet.
Mit Wein, Wandern und auch als Gesundheitsstadt hat Bad Kreuznach seinen Gästen eine Menge zu bieten. Längst ist eine Gesundheitsregion nicht nur für ältere Gäste interessant, sondern auch für Familien und andere jüngere Gäste. In Bad Kreuznach kann man die drei Wandergebiete im jeweils passenden Schwierigkeitsgrad für sich entdecken. Wer mit dem Auto zu Gast ist, kann einen Ausflug zur Bastei oben auf dem Rotenfels machen. Für alle anderen ist der rötlich schimmernde Fels eine traumhafte Kulisse für den Entspannungsurlaub.
(SMC)