Seine Ursprünge sind eng mit der Verwendung von Cannabis als Rausch- und Heilmittel verbunden, die in der arabischen Welt und darüber hinaus weit verbreitet war. Obwohl die genauen Anfänge des Haschischgebrauchs im Nebel der Geschichte liegen, lassen sich erste Hinweise auf seine Nutzung bis ins 10. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgen. Damals wurde Haschisch im Nahen Osten vor allem für spirituelle, medizinische und gelegentlich auch gesellschaftliche Zwecke eingesetzt.
In der arabischen Welt ranken sich viele Geschichten und Legenden um Haschisch. Eine der frühesten Erwähnungen findet sich in den berühmten Geschichten aus Tausendundeine Nacht. Hier ist die Rede von sogenannten „Haschisch-Essern“, die nach dem Konsum von Haschisch in einen Zustand der Verzückung und Entrückung verfielen. Diese Geschichten spiegeln nicht nur die kulturelle Bedeutung des Rauschmittels wider, sondern auch die Faszination und gleichzeitig die Ambivalenz, die mit dem Konsum verbunden war.
Ein weiterer historischer Bezugspunkt ist die Figur von Scheich Haydar, dem Gründer eines Sufi-Ordens. Überlieferten Berichten zufolge entdeckte Haydar Haschisch durch Zufall und machte die Substanz bald zu einem zentralen Bestandteil seiner spirituellen Praxis. Er glaubte, dass Haschisch eine Verbindung zu höheren Bewusstseinsebenen und zu Gott herstellen könne. Haydar soll so überzeugt von der Wirkung der Substanz gewesen sein, dass er verfügte, nach seinem Tod inmitten von Cannabispflanzen beerdigt zu werden.
Auch die geheimnisvollen Assassinen, eine mittelalterliche islamische Geheimgesellschaft, stehen in Verbindung mit Haschisch. Der Begriff „Assassine“ leitet sich möglicherweise vom arabischen Wort „Hashishiyyin“ ab, was so viel wie „Haschisch-Konsumenten“ bedeutet. Historische Berichte, vor allem von europäischen Kreuzfahrern, behaupten, die Assassinen hätten Haschisch genutzt, um sich auf ihre Missionen vorzubereiten. Diese Geschichten sind jedoch von der Forschung kritisch zu betrachten, da sie oft auf Vorurteilen und Mythen basieren.
Haschisch in Europa
Die Verbreitung von Haschisch außerhalb des Nahen Ostens begann in der Neuzeit, als Handels- und Kulturaustausch zwischen Europa und der arabischen Welt intensiver wurden. Im 19. Jahrhundert erlebte Haschisch einen regelrechten Aufschwung in Europa, insbesondere in Frankreich. Dort war die Droge vor allem in künstlerischen und literarischen Kreisen beliebt. Schriftsteller wie Charles Baudelaire, Victor Hugo und Alexandre Dumas gründeten den berühmten „Club der Hashischins“. In diesem Kreis trafen sich Intellektuelle, um gemeinsam Haschisch zu konsumieren und über tiefgründige Fragen der Kunst, Philosophie und des Lebens zu diskutieren.
Baudelaire widmete sich in seinem Werk Die künstlichen Paradiese eingehend der Wirkung von Haschisch. Er beschrieb die Substanz als einen Schlüssel zur Entfaltung des Bewusstseins und zur Erkundung der menschlichen Psyche, warnte aber auch vor den Gefahren der Abhängigkeit und der Illusion, die sie hervorrufen könne. Die Erfahrungen der Hashischins prägten das europäische Bild von Haschisch nachhaltig und trugen dazu bei, es als exotisches, aber auch gefährliches Rauschmittel zu betrachten.
Die Legalisierung und therapeutische Nutzung
In der modernen Geschichte spielte Haschisch eine kontroverse Rolle, insbesondere im Kontext der Gesetzgebung. In vielen Ländern wurde Cannabis, und damit auch Haschisch, im 20. Jahrhundert kriminalisiert. Dabei wurde oft die psychoaktive Wirkung betont, während medizinische und therapeutische Anwendungen in den Hintergrund traten.
Ein Wendepunkt in der Geschichte von Haschisch in Deutschland war die Legalisierung von Cannabis zum 1. April 2024. Mit dem neuen Cannabisgesetz wurde der Besitz, der Anbau und der Verkauf unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Cannabis wurde von der Liste der verbotenen Substanzen im Betäubungsmittelgesetz gestrichen. Diese Entwicklung wird besonders von Menschen begrüßt, die Haschisch aus medizinischen Gründen nutzen.
Therapeutisch wird Haschisch vor allem zur Schmerzlinderung eingesetzt, etwa bei chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder schweren Formen von Arthritis. Auch bei psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen findet die Substanz zunehmend Beachtung. Die Legalisierung hat nicht nur den Zugang zu therapeutischem Cannabis erleichtert, sondern auch die Forschung auf diesem Gebiet vorangetrieben.
Kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung
Haschisch hat eine wechselvolle Geschichte, die von kultureller Faszination und wissenschaftlicher Neugier bis hin zu moralischer Verurteilung reicht. Es ist ein Stoff, der sowohl als Brücke zur Spiritualität als auch als Mittel zur Entspannung genutzt wurde. Von den mythischen Erzählungen des Nahen Ostens bis hin zu den intellektuellen Kreisen des 19. Jahrhunderts in Europa zeigt die Geschichte von Haschisch, wie tief es in verschiedenen Kulturen verankert ist.
(SMC)